Manchester. Retter Arjen Robben und die Helden von Old Trafford träumten vom Endspiel in Madrid, Franz Beckenbauer sprach von der "schönsten Niederlage in der Geschichte des FC Bayern": Nach dem ersten Einzug ins Champions-League-Halbfinale seit neun Jahren fühlten sich der Ehrenpräsident und die Stars des Rekordmeisters bei Bolton-Abbey-Rumpsteak im Ballsaal des noblen Hotels Worsley Park wie im siebten Himmel. Doch nach einer kurzen Nacht vor den Toren Manchesters war die Euphorie wie verflogen.

"Mit Träumen gewinnst du nichts. Es ist noch ein langer, schwieriger Weg", sagte Robben vor dem Rückflug im Lufthansa-Airbus A340 nach Düsseldorf, und sein sensationelles Volleytor zum 2:3(1:3)-Endstand bei Manchester United lag schon wieder in weiter Ferne.

"Jetzt kommt die heißeste Phase der Saison. Wir dürfen uns noch nicht zurücklehnen, nicht anfangen zu träumen. Sondern müssen jetzt weiterfighten", sagte auch Karl-Heinz Rummenigge. Zuvor hatte der Vorstandschef die Mannschaft in seiner Bankettrede allerdings noch auf eine Stufe mit der besten Bayern-Elf dieses Jahrtausends gestellt. "Im Stile einer Klassemannschaft, mit unglaublichem Willen, großem Kampfgeist und unglaublicher Leidenschaft" sei der FC Bayern nach dem 0:3-Rückstand zurückgekommen, lobte Rummenigge - und dachte an Oliver Kahn, Stefan Effenberg und Co.: "Das erinnert mich an 2001. Auch damals waren wir nicht die beste Mannschaft, aber auch diese Mannschaft hat Wille, Kampfgeist und Leidenschaft ausgezeichnet."

In der Bundesliga auf Rang eins, im DFB-Pokal im Finale - und nur noch Olympique Lyon steht dem Einzug ins Champions-League-Endspiel in Madrid im Weg: Die aktuelle Bayern-Mannschaft hat das Triple im Visier und kann sich über jene von 2001 sogar erheben. Doch Präsident Uli Hoeneß wollte das nicht hören. "Wir tun gut daran, jetzt nicht verrückt zu spielen. Wir sollten uns immer nur auf die nächste Aufgabe konzentrieren. Die heißt Leverkusen. Verlieren wir, stehen wir in der Meisterschaft wieder unter Druck", sagte er.

Am Sonnabend muss der FC Bayern beim Ligadritten ran. Wie ernst er die Partie bei der zuletzt schwächelnden Werkself nimmt, beweist die Reiseplanung. Der Airbus flog die Mannschaft am Donnerstag von Manchester nach Düsseldorf, in Köln bezog das Team ein zweitägiges Trainingslager. "Es kann eine große Saison werden", sagte Nationalspieler Bastian Schweinsteiger, "aber was zählt, sind Titel, und noch haben wir keinen."

Wie es den Bayern erging, interessierte auch viele Niederländer: Fast zwei Millionen verfolgten das Weltklasse-Tor ihres Landsmanns Arjen Robben zum 2:3 live im Fernsehen. Die Partie erreichte damit eine Rekord- Einschaltquote: Kein anderes Spiel in dieser Champions-League-Saison interessierte in Holland so viele Zuschauer.

Auch in Deutschland lagen die Bayern bei den Einschaltquoten an der Spitze. Die zweite Halbzeit in Manchester verfolgten 11,10 Millionen TV-Zuschauer live bei Sat.1. In der ersten Hälfte waren es 9,01 Millionen.