Manchester. Mit einem erneuten Geniestreich hat Arjen Robben Bayern München erstmals seit dem Titelgewinn 2001 ins Halbfinale der Champions League geschossen und den Traum vom Triple am Leben erhalten. Mit einem spektakulären Volleyschuss (74.) rettete der Niederländer beim 2:3 im Viertelfinal-Rückspiel bei Manchester United den deutschen Fußball-Rekordmeister, der nach katastrophaler erster Halbzeit und einem 0:3-Rückstand schon vor dem Aus stand. Schon im Achtelfinale hatte Robben beim 2:3 in Florenz den entscheidenden Treffer zum Weiterkommen erzielt.

Manchester schien schon wie der sichere Sieger. Wie im Hinspiel in München gab es schnell eine kalte Dusche für die Bayern. Nach 162 Sekunden brachte der irische Nationalspieler Gibson, der als einer von fünf neuen Spielern in die Startformation gerückt war, die Gastgeber in Führung. Bei seinem Treffer aus 20 Metern sah Bayern-Torhüter Jörg Butt, der im Hinspiel schon nach 64 Sekunden hinter sich greifen musste, nicht gut aus. Und die "Red Devils" legten diesmal teuflisch gut nach. Gerade einmal sechs Minuten waren gespielt, als Nani auf 2:0 erhöhte. Der Portugiese zauberte eine Flanke von Valencia aus fünf Metern mit der Hacke ins Netz und traf in der 41. Minute zur vermeintlichen Entscheidung.

Beide Mannschaften hatten ihre zuletzt verletzten Top-Stars dabei. Während Bayern-Trainer Louis van Gaal sich allerdings schon am Dienstag festgelegt hatte, dass der bei den beiden 2:1-Erfolgen im Hinspiel und am Sonnabend in der Bundesliga bei Schalke 04 wegen einer Wadenverletzung fehlende Robben spielen würde, hatte Sir Alex Ferguson erfolgreich gepokert. Am Abend vor dem Spiel hatte er einen Einsatz des am Knöchel verletzten Wayne Rooney selbst als Joker noch quasi ausgeschlossen. Dann stand der englische Nationalspieler nach einer wahren "Wunderheilung" sogar in der Startformation - und leitete mit einem Doppelpass Gibsons Tor ein. Bei den Bayern kehrte gegenüber dem Hinspiel neben Robben auch der gelbgesperrte Bastian Schweinsteiger ins Team zurück.

Doch dann brachte Ivica Olic die Münchner noch vor der Pause zurück ins Spiel (43.). Der Kroate hatte schon im Hinspiel in der Nachspielzeit den 2:1-Siegtreffer erzielt. In die Karten spielte den Bayern schließlich die Gelb-Rote Karte für Rafael (48.). In Überzahl warteten sie geduldig auf ihre Chance, die schließlich Robben nutzte. Die schönste Niederlage der Saison brachte den Münchnern neben dem Einzug ins Halbfinale gegen Olympique Lyon am 21. und 27. April, in dem im Hinspiel die gesperrten Mark von Bommel und Holger Badstuber fehlen werden, vier Millionen Euro Prämie ein. Insgesamt spielten die Bayern in der Königsklasse jetzt schon rund 45 Millionen Euro ein.

Und es sollen mehr werden. Lyon, das dank des 3:1 aus dem Hinspiel eine 0:1-Niederlage bei Girondins Bordeaux (Tor: Chamakh) verkraften konnte, ist die letzte Hürde vor dem Endspiel. "Mir hat ein Freund eine schöne SMS geschickt", sagte Robben, der aus der spanischen Hauptstadt, wo am 22. Mai das Finale ausgetragen wird, nach München gewechselt war, und grinste: "Du kennst doch den Weg nach Madrid."