Steht bei den Bayern heute (20.45 Uhr im Liveticker) in Manchester die Null, sind sie im Halbfinale. Schweinsteiger ist ein Schlüsselspieler.

Manchester. Am Münchner Flughafen und zwei Stunden später in Manchester bot sich ein ähnliches Bild. Die Kameras drängelten sich um Arjen Robben, weil der Zustand seiner Wade mittlerweile eine ganze Nation umtreibt, so kurz vor dem heutigen Viertelfinal-Rückspiel des FC Bayern in der Champions League bei Manchester United (20.45 Uhr im Live-Ticker bei abendblatt.de). Kann er spielen oder nicht? Es sieht gut aus. Er humpelte nicht. All das wurde dokumentiert. Weil Robben der Mann fürs Spektakuläre ist, dreht sich vieles beim FC Bayern in diesen Tagen um ihn und drängt manch andere Personalie in den Hintergrund. Wie Bastian Schweinsteiger.

Auch der deutsche Nationalspieler musste vor acht Tagen passen, weil er gelbgesperrt war. Sein Einsatz heute dürfte mindestens ebenso wichtig sein wie jener von Robben, weil Schweinsteiger in den letzten Monaten eine recht bemerkenswerte Entwicklung vollzogen hat, die ihn in den Rang eines der wichtigsten Bayern-Profis hievte. Seit seiner Versetzung in die Mittelfeldzentrale ist er zur Schaltstelle des Bayern-Spiels aufgestiegen.

Er ist kein Tempodribbler à la Robben, sondern ein Stratege mit exzellenter Technik und dem eröffnenden Pass, der auf der Tribüne mitunter übersehen wird, wenn danach Künstler wie Robben oder Franck Ribéry das Werk vollenden. Schweinsteiger ist der Profi mit den meisten Ballkontakten der Liga, seine Zweikampfwerte sind exzellent, sein Laufpensum ist enorm. Ihm schmeicheln jene Fakten, doch er gibt nicht viel darauf. Ihn interessieren andere Zahlen: "Dass die Null hinten steht. Ich bin keiner, der nur nach vorne denkt. Mir ist die Defensive fast wichtiger."

Heute in Manchester wäre so ein Abend, wo die Münchner jene Null gut gebrauchen könnten. Die Rechnung ist einfach. Kassieren sie kein Gegentor, stehen sie im Halbfinale der Champions League, das erste Mal seit neun Jahren. Mit 2:1 hatten sie das Hinspiel gewonnen. Für viele kam es überraschend, weil Vorjahresfinalist Manchester als Titelkandidat gehandelt wurde.

Dabei ist das Ordnunghalten mittlerweile ein zentraler Begriff im Sprachgebrauch der Bayern-Spieler geworden. Louis van Gaal hat es ihnen eingebläut. Und Schweinsteiger und Mark van Bommel zu den Dirigenten des geordneten Rückzugs gemacht.

Ende November, beim Champions-League-Spiel gegen Tel Aviv, stellte van Gaal Schweinsteiger das erste Mal ins defensive Mittelfeld. Es war der Anfang von 19 ungeschlagenen Spielen in Folge. "Bastian ist sehr wichtig fürs Team", befand van Gaal. Im Sommer hatte er ihn schon zum dritten Kapitän ernannt und erklärt, Schweinsteiger werde ein wenig verkannt.

Lange haftete ihm das verklärte Sommermärchen-Image der WM 2006 an, als Teil von Schweini und Poldi, dem Duo mit dem Lausbuben-Charme. Doch längst hört er lieber seinen vollen Namen, weil er sich als ernsthaften Fußballer sieht. In dieser Saison wird sein Wandel wahrgenommen. "Er heißt nicht mehr Schweini, er heißt Bastian. Er ist ein Mann geworden", sagt Präsident Uli Hoeneß, der früher einer seiner härtesten Kritiker war.