Mehrfach angezählt, so gut wie K. o., aber unerschütterlich und furchtlos - Hertha BSC Berlin steckt alle Rückschläge weg und darf auf einmal an ein kleines Fußballwunder glauben. "Wir geben nicht auf. Nach dem Nürnbergspiel, als alles über uns hereingebrochen ist, waren wir schon am Boden. Aber der Ringrichter hat nicht lange genug gezählt", sagte Trainer Friedhelm Funkel nach dem 3:0 (2:0) beim 1. FC Köln.

Der Tabellenletzte aus der Hauptstadt war längst abgeschrieben. "Nach der Hinrunde hatten wir zehn Punkte Rückstand auf den Relegationsplatz. Da sind wir noch belächelt worden. Nun sind es nur noch drei", fügte der Coach hinzu. In den Augen der Experten und Fans war das 1:2 vor drei Wochen gegen den direkten Konkurrenten 1. FC Nürnberg mit der Randale vermummter Chaoten im Stadion-Innenraum der Knock-out - für Funkel, Spieler und Verantwortliche dagegen die Wende.

"Die Fan-Ausschreitungen waren die schwärzeste Stunde der Klubgeschichte. Aber der Trainer hat uns aufgerichtet. Wir haben den Schalter umgelegt und ziehen an einem Strang. Drei Punkte sind noch viel, aber machbar", sagte Kapitän Arne Friedrich, und Torwart Jaroslav Drobny blickte noch optimistischer nach vorne: "Ich glaube an ein Happy End."

"Es ist schon eine blamable Leistung, die wir da abgeliefert haben. Dafür den coach verantwortlich zu machen, ist mir zu einfach. Die Spieler müssen sich selbst hinterfragen", sagte Kölns Manager Michael Meier, der Trainer Zvonimir Soldo aus der Schusslinie nahm. Eine Woche nach dem 4:1 in Hannover ging gegen Hertha nichts. Platzverweise für Youssef Mohamad (Rot nach Notbremse/73.) und Zoran Tosic (Gelb-Rot wegen Unsportlichkeit/87.) setzten einer unsäglichen Vorstellung die Krone auf. Zudem musste Publikumsliebling Lukas Podolski mit einer Handprellung vorzeitig unter die Dusche. "Das ist peinlich für die Mannschaft, den Verein und die Zuschauer, die sich jedes Mal so etwas angucken müssen", sagte Abwehrspieler Kevin McKenna. Podolski sagte nichts. Mit ihm haben die Kölner in diesem Jahr noch kein Spiel gewonnen, ohne ihn dagegen vier.

Bittere Pille für Bayer Leverkusen: Nach dem Ende aller Titelträume durch das kuriose 2:3 (1:1) bei Eintracht Frankfurt droht dem Herbstmeister auf der Zielgeraden inzwischen sogar der Verlust des Champions-League-Platzes. Angesichts von nur noch einem Punkt Vorsprung auf den Tabellenvierten Borussia Dortmund kommen bei den Rheinländern vor dem Hit am Sonnabend gegen Spitzenreiter Bayern München nach vier Pleiten in den vergangenen fünf Spielen bereits Ängste vor einem neuerlichen Scheitern auf. "Wir sind wieder auf dem besten Weg, uns zum Ende der Saison alles kaputt zu machen. In den letzten fünf Spielen müssen wir ein anderes Gesicht zeigen, damit wir am Ende etwas in der Hand haben", sagte Bayer-Kapitän Manuel Friedrich und begrub angesichts von sechs Zählern Rückstand auf die Münchner die Hoffnung auf den ersten Meistertitel: "Damit haben wir uns ohnehin nie ernsthaft beschäftigt. Wir wissen, was wir können und was nicht."