München. Mark van Bommels Warnung war ein wenig unangebracht, denn die Gegebenheiten minimierten die Verlockungen ohnehin. Aber van Bommel kennt seine Spezies, viele frönen leidenschaftlich ihrer Hobbys. Und so dozierte er nach dem 2:1 (2:1) auf Schalke, als sei er nicht nur Kapitän des FC Bayern, sondern auch noch Trainer: "Man muss jetzt auch mal Dinge lassen", sagte er. "Wir dürfen nicht in die Stadt gehen und komische Klamotten kaufen, sondern müssen zu Hause bleiben und die Beine hochlegen."

Das Osterfest mit den konsumfreien Tagen muss van Bommel gerade recht gekommen sein, weil es der Konzentration aufs Wesentliche zuträglich war. In München heißt das, alles zu tun, um Titel zu gewinnen. Und weil es in dieser Saison noch drei Möglichkeiten auf Trophäen gibt, haben sie sich an vergängliche Momentaufnahmen gewöhnt. Für die Bayern gilt in diesen Wochen: spielen, abhaken, umschalten - von Pokal auf Meisterschaft und Champions League. "Welche andere Mannschaft in Europa hat noch diese Chance außer Inter Mailand mit meinem Freund José Mourinho?", sagt Trainer Louis van Gaal gern, weil er das zu selten gewürdigt sieht. Und dass das fantastisch sei, trotz aller Belastungen.

Den Seinen hatte er nach dem Sieg auf Schalke ausgiebige Regeneration befohlen, gestern gab er ihnen gar frei. Erst heute früh treffen sie sich zu ihrer nächsten Reise, die nicht minder bedeutend ist als der Trip nach Gelsenkirchen. "Der Geist ist wichtiger als der Körper", hat van Gaal befunden, in jenen Wochen, in denen sie alle drei Tage spielen. Dem Bundesliga-Gipfel am Sonnabend auf Schalke folgt morgen der Champions-League-Auftritt bei Manchester United. Es sind Spiele, für die van Gaal mittlerweile ein niederländisches Sprichwort kultiviert hat. Gladiolen oder Tod, sagt er zu jenen Alles-oder-nichts-Partien, wenn es um Titel und Entscheidungen geht. Und eines muss den Münchnern attestiert werden, bislang agieren sie in diesen Spielen sowohl psychisch als auch physisch auf höchstem Niveau. Unter van Gaal haben sie wieder zu jener Tugend gefunden. "Immer wenn es darauf ankommt, sind wir eine Klasse besser als die anderen", frohlockte etwa Uli Hoeneß.

Das jüngste Beispiel war das 2:1 am Sonnabend, als die Bayern 50 Minuten in Unterzahl waren und dennoch souverän den Sieg nach Hause spielten. Dass die Münchner nun wieder die Tabelle anführen, nehmen sie mit einem Selbstverständnis hin, das in Deutschland nur dem FC Bayern eigen ist. "Wir sind oben - wie es sich gehört", sagte van Bommel lapidar.

Wie wichtig jener Sieg nach dem Ballyhoo im Vorfeld und vor dem Manchester-Spiel tatsächlich war, ließ sich Hoeneß' Ausführungen entnehmen: "Wenn man eine Schlacht mit zehn Mann gewinnt, gibt das noch einmal Luft." Und erklärte dann noch den Inbegriff des Mir-san-mir-Denkens: "Wenn man ehrlich ist, muss man einfach zugeben: Bayern München ist mit Abstand die beste deutsche Mannschaft. Das tut mir leid für alle anderen. Im direkten Duell brauchen wir uns in diesem Land vor keinem zu verstecken."

Wie weit der hoeneßsche Anspruch auch auf die höchste internationale Ebene übertragen werden kann, wird sich morgen in Manchester zeigen. Die Zeichen stehen gut, zumal Arjen Robben, der im Hinspiel und auch auf Schalke wegen seiner maladen Wade fehlte, gestern wieder problemlos trainieren konnte.