2007 spielte die Sinsheimer Turn- und Sportgemeinschaft 1899 Hoffenheim Fußball in der damals drittklassigen Regionalliga Süd. Drei Jahre später hat sich das Team des Trainers Ralf Rangnick in der Bundesliga etabliert. Platz elf, Klassenerhalt praktisch gesichert. Eine Erfolgsgeschichte - könnte man meinen. Wäre da nicht jene im Nachhinein verhängnisvolle Halbserie 2008, in der der Klub als Aufsteiger zur Herbstmeisterschaft stürmte. Seitdem geht es bergab. Heute zählt nicht mehr das Erreichte, nur das Verpasste - der Fluch der guten Taten. Spätestens nach dem 0:4 in Wolfsburg weiß Mäzen Dietmar Hopp, dass die Latte mit einem Europapokalplatz zu schnell zu hoch gelegt wurde.

In Hoffenheim hatten Hopp und Rangnick versucht, die Gesetze des Fußballs umzuschreiben. Wissenschaftlich systematisch wollten sie eine Mannschaft aufbauen, die sich langfristig in die Spitze der Bundesliga schießen kann. Der Plan schien früher als gedacht aufzugehen. Und wenn gewöhnlich nichts erfolgreicher ist als der Erfolg, haben genau dessen süße Früchte das Erfolgsmodell Hoffenheim ausgehöhlt. Bescheidenheit wurde von Rangnick gepredigt, Größenwahn im Rausch der Lobeshymnen von seinen Spielern gelebt. Der Teamspirit ging verloren wie der Respekt, Egoismus ersetzte Selbstkritik. Weil der Trainer mehr Wert auf Eigenverantwortung als auf Hierarchien legt, fehlte zudem das innerbetriebliche Korrektiv. Hinzu kamen Verletzungen, darunter viele Muskelblessuren. Mit anderen Worten: 1899 Hoffenheim ist vom Planeten Vision ins Tagesgeschäft Fußball-Bundesliga gestürzt.

Der Klub dürfte dennoch weich landen. Hopp wird nicht in diese hektische, oft selbstzerstörerische Betriebsamkeit verfallen, er wird vielmehr seine Strategie um jene Mosaiksteine Erfahrung und Lebenswirklichkeit ergänzen, die Hoffenheim nicht umhingekommen ist zu lernen - und damit das Fundament vertiefen, um alte Ziele neu anzugehen.