Sepang. Theoretisch wirkt die Kampagne nett ausgedacht. "Malaysia mit seiner Hauptstadt Kuala Lumpur stellt die Zentrale unseres Partners Petronas", sagt Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug, "daher ist der Große Preis von Malaysia unser neues Heimrennen."

Das sagt sich leicht für einen Rennstall, der bei seiner Präsentation in Stuttgart noch einen auf deutsches Nationalteam gemacht hat, obwohl die deutschen Piloten beide in der Schweiz leben und Steuern zahlen, die Fertigung der Autos in England Arbeitsplätze schafft. Auch die Verortung in Asien bereitete gestern gewisse Anpassungsprobleme: Die landestypischen monsunartigen Regenfälle verhinderten das Fotoshooting.

Sie lassen trotz folgender erfolgreicher Demonstrationsrunde von Michael Schumacher und Nico Rosberg im Boliden und im Regen auch erahnen, dass in Malaysia womöglich wassergängige Amphibienfahrzeuge eher ein geeignetes Zuhause finden als Mercedes' sensible Formel-1-Rennwagen mit ihrem anfälligen technischen Schnickschnack. Während Haug "einem Rennen unter Saunabedingungen" entgegenblickt, dämmert seinem Starfahrer Michael Schumacher: "Bei Hitze haben wir mehr Probleme."

Allerdings kommen der Branche die extremen Anforderungen im dritten Saisonrennen am Sonntag (10 Uhr, RTL und Sky live) nicht ungelegen. Die Wärme im Feuchtgebiet entbindet die Bosse von der Dringlichkeit, rasch über künstliche Faktoren zur Verschärfung der Spannung nachzudenken: Obwohl schon in Australien die wechselnden Witterungsbedingungen für einen abwechslungsreicheren Rennverlauf gesorgt haben, bangen viele Experten, dass die neuen Vorschriften über ein Nachtankverbot mit den schweren und trägen Wagen die Formel 1 wie in Bahrain die Dynamik kosten, da Überholen fast unmöglich geworden ist.

Wenn die Vereinigung der Rennställe, die Fota, morgen in Kuala Lumpur zur Konferenz zusammentritt, werden zwar technische Änderungen und die Wiedereinführung des gerade nach einem Jahr abgeschafften Kers-Systems zur Nutzung der Bremsenergie diskutiert. Es gilt aber als ausgeschlossen, dass Hauruck-Entscheidungen getroffen werden: "Ich habe schon in Bahrain gesagt: 'Lasst uns abkühlen und den Verlauf der Saison abwarten'", beharrt Ferrari-Chef Stefano Domenicali, "am Ende wird ein Fazit gezogen, nicht während des Jahres."

Statt eiliger neuer Regeln sollen vorerst Regen und Naturgewalten die Rennen auf spannend trimmen. "Bahrain war zwar kein aufregender Beginn des Jahres, aber Melbourne hat gezeigt, dass wir das mit den richtigen Begleitumständen erreichen können", sagt McLaren-Teamchef Martin Whitmarsh, als Sprecher der Fota, "bringt man Safety Cars, Regen und schwierige Bedingungen in Rennen ein, werden sie immer großartig."

Die auf Abwarten plädierenden Rennstallbosse wissen aus Erfahrung, dass sich bisher gar kein abschließendes Urteil über den Verlauf der Saison bilden lässt, weil viele technische Entwicklungen noch im Fluss sind. Wie in jedem Jahr beäugen die Ingenieure gegenseitig die technischen Finessen der Konkurrenz und feilen an den Optimierungen des eigenen Autos.