Nach dem höchsten Auswärtssieg seit mehr als 32 Jahren und der fast schon sensationellen Wiederauferstehung ist bei Schlusslicht Hertha BSC Berlin die Hoffnung auf den Klassenerhalt zurückgekehrt.

Wolfsburg. "Das hätte ich nicht für möglich gehalten. Jetzt müssen wir zu Hause versuchen nachzulegen. Wir haben nichts mehr zu verlieren", sagte der bislang so glücklose Trainer Friedhelm Funkel nach dem 5:1-(3:1)-Kantersieg beim VfL Wolfsburg. Manager Michael Preetz ergänzte: "Ich hoffe, dass die Mannschaft mit diesem Sieg den Knoten durchschlagen hat."

Nur acht Tage war es her, dass die Hertha nach der 1:2-Heimpleite gegen den 1. FC Nürnberg vor einem Scherbenhaufen stand. "Da waren die Köpfe einige Tage unten", berichtete Funkel von der Krisenbewältigung: "Wir haben uns davon aber freigemacht und richtig gut trainiert." Und urplötzlich ist die Hertha zurück im Geschäft. Fünf Punkte beträgt der Rückstand zum Relegationsplatz.

Dass den Berlinern aber ausgerechnet beim deutschen Meister, der am Donnerstag noch im 120-Minuten-Krimi gegen den russischen Meister Rubin Kasan ins Europa-League-Viertelfinale eingezogen war, der höchste Auswärtssieg seit dem 28. Januar 1978 (5:0 in Frankfurt) gelingen sollte, hätte keiner der Beteiligten für möglich gehalten. Zuletzt hatte die Hertha am 13. Dezember 2008 beim 4:0 gegen den KSC vier Tore in einem Spiel erzielt.

Bedanken durften sich die Berliner diesmal bei ihrem Sturmduo Theofanis Gekas und Adrian Ramos. Funkel hatte sich durch den Einsatz des Brasilianers Raffael sowie des Angriffsduos Gekas/Ramos für eine offensive Startelf entschieden und wurde umgehend für seinen Mut belohnt.

Der frühere Bundesliga-Torschützenkönig Gekas traf dreimal (6., 26. und 63. Minute), Ramos (8. und 84.) zweimal.

Dagegen endete für die Wolfsburger die Erfolgsserie von vier Ligasiegen. "Wir haben vieles vermissen lassen, was zuletzt gut war. Wenn man keine Zweikämpfe gewinnt, ist so ein Spiel möglich", erklärte Manager Dieter Hoeneß.

Mit Schmähgesängen hatten die mitgereisten Hertha-Fans die Berliner Profis vor dem Schicksalsspiel als "Absteiger, Absteiger" beschimpft. "Natürlich lässt mich das nicht kalt, was in Berlin passiert. Hertha hätte etwas anderes verdient", erklärte Hoeneß, 13 Jahre in gleicher Funktion bei der Hertha, vor dem heiklen ersten Treffen mit seiner Vergangenheit. "So ist Fußball. Hertha kann jeden schlagen. Es hat bei uns einen Tick Konzentration gefehlt, das reicht in der Bundesliga aus", analysierte Hoeneß hinterher, "vielleicht war es ein Dämpfer zur rechten Zeit."