Das 1:2 gegen den Club raubt dem Hauptstadt-Team sämtliche Hoffnungen. Trainer Funkel darf vorerst bleiben.

Berlin. Kaum war der Abpfiff ertönt und die nächste bittere Pleite für Hertha BSC amtlich, entlud sich der Frust in nackter Gewalt. Rund 100 Chaoten kletterten nach dem 1:2 (1:0) gegen den 1. FC Nürnberg über den Stadiongraben, stürmten das Spielfeld und trieben die Sicherheitskräfte mit Stangen bewaffnet vor sich her (Lesen Sie hierzu bitte die Berichte auf Seite 3).

Zuvor hatte es für Hertha die vielleicht entscheidende Niederlage im Kampf gegen den Abstieg gegeben. Als Angelos Charisteas in der Nachspielzeit den Treffer zum 2:1-Endstand für die Gäste markiert hatte, starrte Manager Michael Preetz mit Tränen in den Augen in den Berliner Abendhimmel. "Ich bin 14 Jahre in diesem Verein. Es tut mir sehr weh. Wir brauchen ein blau-weißes Wunder", sagte Preetz, bestätigte aber auch: "Wir forcieren nun die Planung für die zweite Liga."

Die fast aussichtslose Lage im Abstiegskampf bleibt bei Hertha BSC allerdings ohne personelle Konsequenzen. "Ich bitte um Verständnis, dass wir hier und heute keine Trainerdiskussion führen", erklärte Berlins Manager am gestrigen Sonntag. Funkel leitete am Tag nach der 1:2-Heimpleite, mit der sich der Rückstand des Tabellen-Letzten Hertha auf einen Relegationsplatz auf acht und auf den rettenden 15. Rang sogar auf neun Punkte vergrößerte, wie geplant das Training. Zum Auslaufen der Profis hatte die Polizei sechs Einsatzwagen auf das Hertha-Trainingsgelände entsandt, doch erneute Fan-Proteste blieben aus. Er beschäftige sich auch nicht mit der Frage, ob er im Abstiegsfall bei Hertha bleiben wolle, bemerkte Funkel.

"Ich werde mich jetzt nicht mehr so stark dagegen wehren, wenn man mich auf das Thema Abstieg anspricht", sagte Präsident Werner Gegenbauer, der am Vortag nach dem zwölften Heimspiel in Folge ohne Sieg kopfschüttelnd seinen Platz auf der Ehrentribüne verlassen hatte. Trainer Funkel müsse aber nicht um seinen Job fürchten. "Der Vorstand hat der sportlichen Leitung erst kürzlich das Vertrauen ausgesprochen. Wir werden jetzt keine neue Diskussion eröffnen", sagte Gegenbauer.

Immerhin hatten die Berliner am Sonnabend im ersten Durchgang vor der Saison-Rekordkulisse von 57 000 Besuchern eine ihrer besten Leistungen gezeigt. Der Treffer von Theofanis Gekas per Abstauber (37.) war allerdings zu wenig, Nürnberg schaffte im zweiten Durchgang mit wenig Aufwand die Wende und schoss die "Alte Dame" durch die Tore von Albert Bunjaku (61.) und Charisteas (90.+2) ganz tief in den Schlamassel.

Eine bessere Stimmung herrschte indes beim Gegner. "Schön, dass Köln und Bochum verloren haben. Diese Mannschaften sind für uns jetzt wieder erreichbar", sagte Trainer Dieter Hecking, dessen Team auch im vierten Spiel in Folge unbesiegt blieb und mit 24 Punkten den Vorsprung auf die Abstiegsplätze gewahrt hat.