Ein Kommentar von Abendblatt-Redakteur Kai Schiller
Der Held der Woche war in München schnell gefunden. "Arjen hat die absolute Siegermentalität", feierte Sportdirektor Christian Nerlinger seinen "Hammer-Holländer", der sich seinen Spitznamen nach drei Gewalttoren innerhalb von vier Tagen redlich verdient hatte. Gemeint war der Niederländer Arjen Robben, der nach seinem entscheidenden Treffer in der Champions League in Florenz am Mittwoch mit zwei späten Standardtoren am Sonnabend den aufmüpfigen SC Freiburg beinahe im Alleingang erledigte. "FC Robben" titelte die "Bild am Sonntag".
Nur einer wollte sich an der allgemeinen Robbenmanie nicht beteiligen: Bayern Münchens Trainer Louis van Gaal. "Soll ich mich als Trainer bedanken? Ich denke, er wird dafür bezahlt, dass er Tore schießt", grantelte Robbens Landsmann in seiner so typischen Art. Was van Gaal dachte, aber nicht sagte: Er selbst sei verantwortlich für die aktuellen Erfolge. Und was nur wenige denken, aber an dieser Stelle mal gesagt werden muss: Der Grummel-Niederländer hat ganz einfach recht.
Anders als Vorgänger Jürgen Klinsmann hat es der frühere Coach von Ajax Amsterdam und vom FC Barcelona vom ersten Tag an verstanden, sich beim bajuwarischen Starensemble Anerkennung und den nötigen Respekt zu verschaffen. Selbst als zu Saisonbeginn nicht sofort alles klappte, verfiel van Gaal zu keinem Zeitpunkt in Aktionismus. Wer aufmuckte (Luca Toni) wurde genauso aussortiert wie Spieler, die den hohen Ansprüchen des Fußballfachmanns nicht gerecht werden konnten (Breno, Andreas Ottl). Taktisch macht dem Anhänger von Systemfußball ohnehin niemand etwas vor - schon gar keine kritischen Medienvertreter.
Die, die in München geblieben oder für 24 Millionen Euro gekommen (Robben) sind, schwärmen von ihrem Coach - vor der Kamera, aber auch hinter der Kamera. Bedanken brauchen sie sich beim Trainer nicht. Schließlich wird auch der für seine Arbeit gut bezahlt. Und die Meisterschaft ist Dank genug - für "Hammer-Holländer" Robben, für die Mannschaft und für den Trainer.