Gelsenkirchen. Die Seriensieger von Schalke 04 berauschten sich nur kurz an der Höhenluft und überließen die Titelprognosen anderen. "Wenn sie so weitermachen, können sie Meister werden", sagte Jens Lehmann, nachdem er mit Stuttgart bei seinem Ex-Klub 1:2 verloren hatte.

Die gelobten Königsblauen genossen zwar die Party, die 61 673 begeisterte Fans in der Schalker Arena nach dem Sprung an die Tabellenspitze feierten, doch vom ersten Meistertitel nach 52 Jahren wollte niemand reden. "Es ist ein tolles Gefühl, da oben zu stehen", sagte Kapitän Heiko Westermann, "da draußen kann jeder von der Meisterschaft sprechen, aber wir tun das nicht."

Noch nicht, denn der Sieg gegen den VfB war erst der Auftakt der möglicherweise entscheidenden Wochen im Titelkampf. Nach Auswärtsspielen beim HSV am kommenden Sonntag und anschließend bei Bayer Leverkusen folgt am 3. April der Showdown gegen den FC Bayern, der am Sonnabend wieder die Tabellenführung übernahm. "Wenn wir dann noch oben stehen, können wir darüber reden", sagte Torhüter Manuel Neuer, der mit einer Glanzleistung den Schalker Sieg festgehalten und sich noch einmal nachdrücklich als Nummer eins bei der WM empfohlen hatte.

Ein Neuer in WM-Form und ein Torjäger Kevin Kuranyi, der mit seinem 14. Saisontor bereits zum siebten Mal den Siegtreffer erzielte (55.), dazu die beste Abwehr der Bundesliga mit nur 20 Gegentoren in 26 Spielen - Trainer Felix Magath könnte auch auf Schalke das Meisterrezept gefunden haben. "Wenn man hinten stabil ist und vorne einen hat, der immer für einen Treffer gut ist, reicht das manchmal für drei Punkte", sagte der Meistercoach.

Jeden Vergleich mit der Vorsaison, als er mit dem VfL Wolfsburg ebenfalls am 26. Spieltag die Tabellenführung übernommen hatte, wehrte er aber vehement ab. "Wolfsburg war ja auch offensivstark und hat sich die Siege nicht nur erkämpft", sagte Magath, "davon sind wir auf Schalke noch ein bisschen entfernt."

Dass er dennoch mit 54 Punkten aus 26 Spielen - drei Zähler mehr als Wolfsburg vor einem Jahr - Hauptkonkurrent der Bayern im Titelrennen ist, überrascht Magath selbst. "Natürlich staune ich über den Punktestand", sagte er.

Großen Anteil daran haben die Fans, die nach einigen Unmutsäußerungen zu Saisonbeginn jetzt mit dem Team "eine Einheit" bilden. Doch den größten Anteil hat Magath selbst. Gegen Stuttgart wechselte er nach mäßiger erster Halbzeit Edu ein. Der Brasilianer erzielte mit seinem ersten Ballkontakt das 1:0 (46.).

Serdar Tasci, der Edu den Ball unfreiwillig aufgelegt hatte, machte seinen Fehler mit dem Kopfballtreffer zum 1:1 (50.) wieder gut. Doch Schalke hat Kuranyi, der noch nie so wertvoll war wie derzeit. "Wenn ich ab und zu das Tor treffe, bin ich zufrieden", sagte der Torjäger, der nach eigenem Bekunden derzeit "rundum zufrieden ist".