Der 64-Jährige räumte ein, an einen Rücktritt gedacht zu haben. Schiedsrichter-Reform soll im April beschlossen werden. Benotung der Referees soll an Bedeutung verlieren.

Frankfurt/Main. Theo Zwanziger hat im Schiedsrichter- Skandal um Manfred Amerell seine Haut retten können und bleibt DFB- Präsident. "Ich bin sehr zufrieden und habe mich sehr über den Vertrauensbeweis von Vorstand und Präsidium gefreut", sagte der 64-Jährige, nachdem er bei seinen Funktionärskollegen die Vertrauensfrage gestellt hatte und sich alle 47 Vorstandsmitglieder des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) für ihn ausgesprochen hatten. Er betonte aber auch: "Ich klebe nicht an meinem Amt." Zwanzigers Krisenmanagement war heftig in die Kritik geraten.

"Es gab viele Fragen zu beantworten, unter anderem natürlich auch, wie stark ist der Präsident, wie groß ist das Vertrauen", räumte Zwanziger nach einem Sitzungsmarathon in der DFB-Zentrale ein. "Ich habe einen sehr ausführlichen und persönlichen Bericht abgegeben." Der Chef des mit 6,7 Millionen Mitgliedern größten Sportfachverbandes der Welt gestand, dass er einen Rücktritt erwägt habe: "Natürlich habe ich in dieser Woche auch sehr wohl darüber nachgedacht: Macht dir dieses Amt noch so viel Spaß und Freude, dass du es dir und deiner Familie noch antun willst?" Seine Söhne hätten gesagt: "Theo alleine gegen den Rest der Welt, das geht nicht."

Bereits am 9. April bei einem außerordentlichen Verbandstag soll die Reform des Schiedsrichterwesens beschlossen werden. Der angehende Schiedsrichter-Chef Herbert Fandel äußerte sich zufrieden über die Präsentation seines Reformpapiers vor dem DFB- Präsidium. "Ich hatte das Gefühl, dass unser Konzept sehr positiv aufgenommen wurde. Jetzt müssen wir sehen, was entschieden wird", sagte Fandel. Bei den Schiedsrichter-Ansetzungen soll künftig jegliche Art der Multifunktionalität vermieden werden, die Benotung durch die Schiedsrichterbeobachter an Bedeutung verlieren. Zudem sollen junge Referees künftig von mehreren Mentoren betreut werden.

Franz Beckenbauer und Gerhard Mayer-Vorfelder hatten Zwanziger bereits vor der Abstimmung den Rücken gestärkt. "Das kann nicht sein, dass Theo Zwanziger wegen dieser Geschichte zurücktritt. Der Fall Amerell ist es nicht wert, ein solches Amt aufzugeben. Der deutsche Fußball braucht Theo Zwanziger", sagte der "Kaiser" bei "Bild". DFB-Ehrenpräsident Mayer-Vorfelder, der zwischen 2004 und

2006 gemeinsam mit Zwanziger die DFB-Doppelspitze bildete: "Ich habe vollstes Vertrauen, dass der Präsident die richtigen Entscheidungen treffen wird. Ich denke nicht, dass es um seine Person geht."

Zwanziger musste im Vorstand erklären, warum der DFB so spät von den gegen Amerell erhobenen Vorwürfen der sexuellen Belästigung erfuhr. Schiedsrichter-Chef Volker Roth hatte die von Bundesliga- Referee Michael Kempter gemachten Aussagen erst einen Monat später weitergeleitet. Amerell bestreitet die Vorwürfe. Weil der frühere DFB-Funktionär Zwanziger eine einseitige Aufklärung vorwirft, hat der Verband angekündigt, ihn wegen übler Nachrede und Verleumdung anzuzeigen. Amerell sieht dem gelassen entgegen. "Ich glaube, die haben nicht damit gerechnet, dass ich das durchstehe, aber da haben sie mich wohl falsch eingeschätzt", sagte er der "Augsburger Allgemeinen". Er unterstellt Zwanziger zudem, einen Unparteiischen aus dessen Heimatverein VfL Altendiez unrechtmäßig befördert zu haben. Beckenbauer forderte ein Ende des Theaters. "Es muss jetzt Schluss sein mit diesen Nebenkriegs-Schauplätzen und Eitelkeiten. In ein paar Wochen haben wir WM. Das ist viel wichtiger als der Fall Amerell."