Hamburg. Über seine sportlichen Qualitäten gibt es keine Zweifel. "Er ist schnell, wendig und dribbelstark. Ein guter, junger Oberliga-Spieler", beschreibt Bert Ehm, Trainer des SC Victoria, die Fähigkeiten des Mittelfeldspielers Sascha Richert. Kein Wunder, dass der Serienmeister Richert für die kommende Spielzeit von der SV Halstenbek-Rellingen verpflichtete. Leider gibt es da ein kleines Problem: Der 21-Jährige hatte zuvor am Lütten Hall verlängert. HR will ihn nur gegen eine Ablöse gehen lassen und hat den Hamburger Fußball-Verband eingeschaltet.

"Es ist blöd gelaufen", sagt Richert zur Lage. "Ich muss das nächste Mal besser aufpassen." Seine Darstellung der Dinge ist kurios. Danach verhandelte er am 16. Dezember mit HR-Manager Hans-Jürgen Stammer um seine sportliche Zukunft und einen neuen VW Golf 3 Kombi. Denn Stammer ist Verkäufer in einem Autohaus. "Den Wagen sollte ich zu niedrigen Konditionen bekommen. Auch sportlich waren wir uns einig. Ich bleibe noch ein Jahr, darf aber wechseln, wenn ein Verein von oben anklopft." Kurz vor Abschluss der Verhandlungen habe Stammer ihm dann ein Schriftstück unter die Nase gehalten. Richert: "Er sagte, er bräuchte noch eine Unterschrift von mir. Ich habe nicht genau hingeguckt, was ich da unterschreibe. Leider war es meine Vertragsverlängerung."

Dies wurde zum Problem, als Victoria-Manager Ronald Lotz am 15. Februar sein Interesse bekundete. Stammer verweigerte die Freigabe und faxte stattdessen den Vertrag an den Verband. Nach der Darstellung von Lotz allerdings datiert auf den 4. Februar. Hintergrund: 14 Tage nach der Unterzeichnung müsse jeder Vertrag dem Verband vorliegen. Sonst sei er ungültig. Was hier der Fall sei, denn Richert habe am 4. Februar gearbeitet. "Ich bin Restaurantfachmann und war von 10 Uhr bis 22 Uhr im Dienst", sagt er. "Meine Chefin kann das bestätigen." Auch für den Ablauf der Verhandlungen am 16. Dezember habe er einen Freund als Zeugen.

Stammer, als impulsiver HR-Macher mit Herz bekannt, sieht die Dinge anders. "Es gibt eine Menge Unwahrheiten", brummt er und betont: "Wir haben einen gültigen Vertrag und werden ihn nicht einfach so ziehen lassen. Das Ganze liegt jetzt beim Verband und wird seinen Weg gehen." Auf eine Ablöse setzt Richert keine Hoffnungen: "Herr Stammer hat mir die Summe genannt, die er haben will. Sie ist utopisch hoch. Das kann der SC Victoria niemals zahlen." Ein weiteres Jahr am Lütten Hall will er daher nicht ausschließen. "Trainer und Mannschaft gefallen mir. Aber nach dem, was jetzt abgelaufen ist, würde es mir schwer fallen, hier zu bleiben. Zudem ist der Wechsel meine große Chance." Trost in der Not erhält er von Ehm. "Sascha ist mit unserem Spieler Benjamin Brameier befreundet, der uns versichert, dass er auch menschlich prima hierher passen würde. Bei der Vertragsverlängerung hat er einfach unterschrieben. So sind die jungen Leute heutzutage."

Bleibt die Frage, was aus dem Auto wird. "Natürlich bezahle ich es ab", sagt Richert. "Ich bin doch kein Schmarotzer."