Die Schöpfung hat den Fußballer Diego Maradona mit einer Überdosis Genialität im linken Fuß gesegnet. Ungewiss ist allerdings, ob der stets Grenzen überschreitende 49-Jährige auch zum Nationaltrainer taugt.

Regeln gelten für den Argentinier nur bedingt, das wurde auch vor dem heutigen Länderspiel in München gegen Deutschland klar. Die Medienschar ließ er eine Stunde warten, weil er nach dem Training, das er mit Zigarre im Mund leitete, noch schnell duschen musste. "Ich bin weiß und schwarz, grau werde ich nie", sagt Maradona über sich selbst. In seiner Heimat hat er den Status eines Heiligen. Die Iglesia Maradoniana (Kirche des Maradona) bezeichnet ihn als "D10S", den Göttlichen, denn Dios steht für Gott, die Nummer 10 für seine frühere Trikotnummer. Seine Eskapaden werden ihm alljährlich verziehen. Genauso gierig wie früher nach dem Ball suchte der viermalige WM-Teilnehmer abseits des Rasens den besonderen Kick und fand ihn mit Drogen und Frauen. Herzinfarkt, Übergewicht, Magenverkleinerung - die Liste seine körperlichen Blessuren ist nach seiner aktiven Karriere noch länger geworden. Einen maßloseren Nationaltrainer gab es wohl nie. Und wenn er seinen Job los ist? Kein Problem. Dann reanimiert er eben wieder seine eigene Fernseh-Show: "El noche del 10" - die Nacht der 10.