Münchner nach dem neunten Sieg in Folge nur noch einen Treffer von Bayer entfernt - Defensive in der Kritik.

München. Normalerweise ist Daniel van Buyten sehr redselig. Am Sonnabend aber, nach dem 3:1-Sieg seines FC Bayern gegen Borussia Dortmund, entschwand der Münchner Innenverteidiger kommentarlos in die Nacht.

Zuvor hatten die Seinen den zwölften Pflichtspielsieg in Folge errungen, den neunten in der Bundesliga. Somit haben die Münchner ihren eigenen Rekord bereits zum vierten Mal eingestellt, am kommenden Wochenende in Nürnberg könnte eine neue Bestmarke aufgestellt werden. Und auch mit Blick auf den Saisonendspurt sieht es gut aus: Nur noch ein Tor fehlt den Bayern zur Tabellenführung. Und dennoch folgten mahnende Worte, weil jenes 3:1 eine trügerische Note besaß. München war der verdiente Sieger, die Bayern hatten mehr Spielanteile besessen, mehr Zweikämpfe gewonnen. Aber sie offenbarten so unübersehbare Schwächen im Defensivverhalten, nicht nur jene eklatanten Patzer, die sich der in dieser Saison sonst so souveräne Abwehrchef van Buyten leistete, dass Dortmunds Trainer Jürgen Klopp resümierte: "Wir haben aus zehn 100-prozentigen Chancen nur ein Tor gemacht."

Vor allem in der Anfangsphase fehlte den Münchnern die Ordnung. "In Wolfsburg, im Pokal gegen Fürth und auch heute wieder haben wir viel zu viele Chancen zugelassen", sagte Kapitän Mark van Bommel, der nicht nur die Abwehr in die Pflicht nahm. "Wenn wir nach vorn laufen, aber nicht nach hinten, und keine Ordnung da ist, wird es schwierig. Bislang ist das nicht bestraft worden. Aber in der Champions League können wir uns keinen Patzer erlauben. Wenn wir zu Hause ein Tor bekommen, wird es umso schwieriger." Am Mittwoch empfangen die Münchner im Achtelfinalhinspiel der Champions League den AC Florenz. "Es ist wichtig, dass wir zu null spielen", sagte Torwart Hans-Jörg Butt, gegen Dortmund erneut einer der Besten. Gerade international komme es auf eine stabile Defensive an.

Nun muss den Bayern eines attestiert werden. Selbst ein Rückstand wie das frühe 0:1 durch Zidan (5.) kann sie nicht mehr verunsichern, so viel Selbstvertrauen haben sie sich erarbeitet. "Wir können uns auf unsere Offensive verlassen und wissen, dass wir immer unsere Chancen bekommen", sagte Mario Gomez. Die Torentstehung ist dabei selten ein Produkt aus einzelnen Zufälligkeiten, sondern eingeübte Spielkunst, an deren Entstehung vor allem Franck Ribéry und Arjen Robben mitwirken. Höchst ansehnlichen Offensivfußball bieten die Münchner zurzeit.

Doch die defensive Absicherung jener im Herbst und Frühwinter noch dauerverletzten Stars erweist sich mitunter als Problem. Die Mannschaft müsse sich umstellen, sagte Trainer Louis van Gaal. Robben und Ribéry würden sich eher als Stürmer denn als Mittelfeldspieler sehen. "Mit ihnen müssen wir jetzt wieder unsere Ordnung finden. Vorher hatten wir diese."

Als Gefahrenquelle für gegnerische Chancen wollte van Gaal am Sonnabend allerdings vor allem individuelle Fehler ausgemacht haben, die der FC Bayern abstellen könne. Überhaupt übte er sich demonstrativ in Nachsicht. Van Buyten etwa entließ er nach dessen misslungenem Auftritt mit folgendem Satz in den Feierabend: "Er ist ein Mensch und kein Roboter."