Präsident Zwanziger erklärt den Streit mit Löw und Bierhoff offiziell für beendet. Die Kontrahenten geben Fehler zu und zeigen sich reumütig. Dennoch bleiben Zweifel, ob die Krise überstanden ist.

Frankfurt am Main. Schon mit ihrer Sitzordnung demonstrierten sie Geschlossenheit. Von links nach rechts saßen Wolfgang Niersbach, Generalsekretär des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), Teammanager Oliver Bierhoff, Präsident Theo Zwanziger und Bundestrainer Joachim Löw vermeintlich einträchtig nebeneinander. In der Frankfurter DFB-Zentrale waren sie gestern zusammengekommen, um das Ende eines Streits zu verkünden, der zu einer Zerreißprobe wurde.

Wohl auch deshalb war es Joachim Löw vergönnt, als Erster das Wort zu ergreifen. Denn nach dem Scheitern der Gespräche über eine Vertragsverlängerung, die zu einer medialen Schlammschlacht um Machtansprüche, Geld und verletzte Eitelkeiten führten, schien die Position des Bundestrainers geschwächt zu sein. "Wir haben eine gemeinsame Linie gefunden bis zur WM", sagte Löw.

Noch am Wochenende hatten sich beide Seiten unversöhnlich gegenübergestanden. Löw hatte sich vor allem über das 48-Stunden-Ultimatum des DFB zur Annahme eines Vertragsangebotes echauffiert. Mit einem Bundestrainer sei so nicht umzugehen, hatte Löw angemahnt und sich darüber geärgert, dass Details aus den Vertragsgesprächen an die Öffentlichkeit gelangt waren. Wie etwa die angebliche Forderung nach einer Bonuszahlung in Höhe eines Jahresgehalts für die Vertragsunterschrift.

"Deckel drauf, die Chose ist nun vorbei", sagte Generalsekretär Niersbach und nutzte wie alle Beteiligten die Gelegenheit, sich für Fehler zu entschuldigen. Er räumte ein, es versäumt zu haben, den Weg der Kommunikation zu suchen, nachdem der Verband am 14. Januar von Oliver Bierhoff Dokumente zu möglichen Vertragsinhalten bekommen hatte. "Was waren wir für Hornochsen, dass wir diese Diskussion in der Öffentlichkeit zugelassen haben."

Vor allem Bierhoff gab sich beim Burgfrieden selbstkritisch. Der Teammanager, der für Löw und dessen Trainerteam die Verhandlungen geführt hatte und dann in der Öffentlichkeit als Buhmann abgestempelt worden war, zeigte sich reumütig. "Wir bedauern es sehr, ich besonders, dass die Situation entstanden ist", sagte Bierhoff, dem klar geworden sei, "dass die Art und Weise unserer Präsentation die falsche war".

Bierhoff hatte es versäumt, seine und die Vorstellungen der Trainer dem DFB mündlich mitzuteilen, sondern war gleich zur ersten Verhandlungsrunde mit einem Schriftstück erschienen. Darüber war vor allem Präsident Zwanziger erzürnt. "Ich habe mich vor allem beim Präsidenten Zwanziger entschuldigt, dass ich seine Gefühle verletzt habe. Das tut mir leid", sagte Bierhoff. Zwanziger wiederum gab zu, dass es ein Fehler gewesen sei, dass er sich am Abend vor der Präsidiumssitzung am vergangenen Donnerstag nicht mehr bei der sportlichen Führung gemeldet habe. Auf jener Tagung wurde beschlossen, die Vertragsgespräche auf die Zeit nach der WM zu vertagen.

"Ich werfe mir vor, dass ich nicht noch einmal zum Telefonhörer gegriffen habe", sagte der DFB-Chef. Versöhnliche Worte nach Tagen des Hauen und Stechens, die dennoch die Frage aufwerfen: Wie lange hält der Frankfurter Burgfrieden? Was bleibt nach diesem Machtkampf hängen?

Alle Vier, die sich gestern teils kleinlaut gaben, versicherten, alles für ein erfolgreiches Abschneiden bei der WM in Südafrika (11. Juni bis 11. Juli) zu tun. Bierhoff sprach vom "einem wichtigen Projekt" und Löw von der hohen Verantwortung, die Trainer und Spieler hätten: "Wir vertreten Deutschland, da sind wir Millionen Fans etwas schuldig."

Dessen ist sich auch der Präsident bewusst. Jedoch könne im Hinblick auf die Zusammenarbeit nach Auffassung Zwanzigers "morgen nicht wieder alles so wie gestern sein". Am Vertrauensverhältnis, das angekratzt war, gilt es nun zu arbeiten. "Ich werde meinen Teil dazu beitragen."

Die kommenden Wochen werden es zeigen. Schon am 3. März, wenn die Nationalmannschaft in München in einem Test auf Argentinien trifft, werden alle Beteiligten wieder im Fokus stehen - insbesondere Bundestrainer Löw, wenn es denn ein negatives Ergebnis geben sollte. Zumindest gestern gab es wieder Treuebekenntnisse für Löw, der seit Juli 2006 verantwortlicher Trainer ist und dessen Haltbarkeit nach Auskunft der Verantwortlichen beim DFB nicht von einem Spiel abhängig gemacht wird. Zwanziger sagte sogar, dass alle austauschbar seien, nur Löw nicht. "Ihn braucht die Mannschaft."