München/Leverkusen. Für den FC Bayern München war es ein perfekter Spieltag, doch Trainer Louis van Gaal mochte sich selbst über die Fast-Übernahme der Tabellenspitze nicht freuen. Im Gegenteil: Er war stocksauer. "Ich bin sehr böse. Wir haben arrogant gespielt", schimpfte der Niederländer nach dem 3:1 beim VfL Wolfsburg. Dabei rückte der Rekordtitelträger mit dem achten Sieg in Serie der weiter ungeschlagenen Elf von Bayer Leverkusen (beide 45 Punkte) ganz dicht auf die Pelle und steht nur noch zwei Tore schlechter da als die Rheinländer, die durch das 1:1 beim VfL Bochum überraschend zwei Punkte liegen ließen. "Man kann von meiner Mannschaft nicht erwarten, dass sie jedes Spiel bis zum Saisonende gewinnt", sagte Leverkusens Trainer Jupp Heynckes.

Genau das scheint van Gaal von seiner Mannschaft allerdings zu erwarten. Dass der völlig ungefährdete Erfolg beim de facto längst entthronten Titelverteidiger Wolfsburg dem knorrigen Fußballlehrer immer noch nicht genug war, irritierte sogar seinen Landsmann Arjen Robben, der mit einem sehenswerten Treffer nach nur 116 Sekunden den achten Ligasieg nacheinander eingeleitet hatte: "Mit dem Begriff Arroganz bin ich nicht einverstanden. Wer in Wolfsburg 3:1 gewinnt, muss eigentlich eine gute Leistung gezeigt haben."

Eine "insgesamt gute Leistung" wollte van Gaal seinen Bayern dann auch nicht absprechen, aber der Niederländer erwartet eben mehr von seiner Mannschaft - und auch von sich selbst. So kündigte der 58-Jährige an, nach seinem Engagement in München wieder eine Nationalmannschaft trainieren zu wollen, und schloss dabei auch das Amt des Bundestrainers nicht aus. "Abwarten. In zwei, drei Jahren bin ich vielleicht Deutscher", sagte van Gaal, dessen Vertrag in München bis 2011 gültig ist, der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung".