Frankfurt am Main. Die Zukunft von Bundestrainer Joachim Löw und Teammanager Oliver Bierhoff beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) hängt am seidenen Faden. Nach einer knapp dreistündigen und wenig harmonischen Sondersitzung des DFB-Präsidiums bestätigte Verbandsboss Theo Zwanziger, dass wegen "struktureller und wirtschaftlicher Aspekte" trotz der im Dezember mit Löw per Handschlag besiegelten Verlängerung des Vertrags bis 2012 keine Einigung erzielt werden konnte. Erst nach der WM in Südafrika (11. Juni bis 11. Juli) sollen die Gespräche fortgesetzt werden.

"Bei den Gesprächen im Januar sind für uns überraschend neue Vorstellungen entwickelt worden, die aus der Sicht des DFB-Präsidiums zum Teil auch im Blick auf die Satzung nicht zu akzeptieren sind. Ein Alternativvorschlag des DFB fand nicht die Zustimmung der sportlichen Leitung. Deshalb setzen wir die Gespräche nicht fort", sagte Zwanziger. Bierhoff zeigte sich irritiert. "Wir akzeptieren die Entscheidung des Präsidiums, auch wenn wir sie sehr bedauern. Wir hätten die Vertragsverlängerungen gerne schnell im Vorfeld der WM geklärt, damit uns dieses Thema nicht während der WM begleitet. Es lagen zwei Vorschläge auf dem Tisch, aber wir konnten uns nicht einigen", sagte Bierhoff, dessen finanzielle Wünsche nicht auf Gegenliebe stießen.

Problem bei den gescheiterten Verhandlungen waren vor allem die von Löw und Bierhoff unisono geforderten Bonuszahlungen für ihre Unterschrift unter einen neuen Zweijahresvertrag bis zur EM 2012 in Polen und der Ukraine. "Bild" hatte berichtet, dass Löw und Bierhoff für ihre Unterschriften vom DFB eine "Signing Fee" von jeweils einem Jahresgehalt verlangen. Außerdem soll Bierhoff ein Veto-Recht bei der Besetzung des Bundestrainer-Postens gefordert haben. Doch damit scheiterte der Teammanager ebenso wie mit dem Wunsch, den Vertrag noch vor WM-Beginn zu verlängern. Damit sind die Voraussetzungen für einen neuen Vertrag klar: Die Nationalelf muss in Südafrika mindestens bis ins Halbfinale kommen, damit Löw, Bierhoff, Assistenztrainer Hansi Flick, Torwarttrainer Andreas Köpke und Chefscout Urs Siegenthaler ihre Verträge zu besseren Konditionen verlängern können. Sollte die DFB-Auswahl vorzeitig scheitern, könnte DFB-Sportdirektor Matthias Sammer als Löw-Nachfolger bereitstehen.

Dabei hatte Zwanziger bei der Handschlags-Einigung mit Löw Mitte Dezember noch erklärt, dass man in den wesentlichen Punkten Einigkeit erzielt habe. "Grundsätzlich sind weiterhin beide Seiten an einer Fortsetzung der guten Zusammenarbeit interessiert. Aber bei wichtigen inhaltlichen Aspekten konnten wir uns nicht einigen", sagte der DFB-Boss, dessen Verband vier Monate vor WM-Beginn vor einer Zerreißprobe steht.

Zumindest konnte das mit Sammer öffentlich ausgetragene Streitthema U 21 zu den Akten gelegt werden. Löw wurde zugesichert, dass er für die Bestellung des Cheftrainers der U 21 auch weiterhin verantwortlich bleibt, die Spielphilosophie bestimmt und jeden Spieler berufen kann. Bierhoff bleibt für den administrativen Part verantwortlich.