Dass diese Welt verlogen ist, dafür bedurfte es eigentlich keines weiteren Beweises. Es gibt ihn dennoch. Als Togos Fußball-Nationalmannschaft am 8. Januar bei der Einreise zum Afrika-Cup hinter der angolanischen Grenze beschossen wurde und dabei drei Menschen starben, kondolierte der Afrikanische Fußballverband (CAF) mit "großer Betroffenheit": "Wir sind in unserer Trauer in Gedanken bei Ihnen."

Drei Wochen später nun kamen dieselben Herren auf ganz andere Gedanken: Sie schlossen Togo von den nächsten beiden Austragungen des Afrika-Cups aus, weil die Regierung des Landes nach dem tödlichen Zwischenfall die sofortige Heimreise ihrer Nationalelf aus Angola anordnete. Damit hatte die Politik, so die Urteilsbegründung der CAF, dem Sport in unzulässiger Weise in seine Befugnisse gegrätscht. Weil der Weltverband Fifa derartige Einmischungen nicht duldet, machten auch die Afrikaner kurzen Prozess. Was Recht ist, muss Recht bleiben.

Nun wäre es einfach, der CAF mangelnde Menschlichkeit oder fehlenden Anstand zu unterstellen, die Wahrheit dürfte komplizierter sein. Es könnte vielmehr ein Akt mangelnden Selbstbewusstseins, fehlender Emanzipation und vorauseilenden Gehorsams gewesen sein, um die Gunst der Fifa und ihres - diesem Kontinent aus persönlichem Machtkalkül so zugeneigten - Präsidenten Joseph Blatter nicht aufs Spiel zu setzen. Schließlich wird in fünf Monaten die WM in Südafrika angepfiffen. Und die Fifa hat bislang noch jeden verfolgt, der sich ihrem Diktat nicht beugte. Den Mut, ein anderes Zeichen zu setzen, hatten die Afrikaner nicht. Er wäre ihnen zu wünschen gewesen.