Frankfurt. Hätte die nur einen Steinwurf entfernte Frankfurter Oper die musikalische Begleitung liefern müssen, so hätte der Chor wohl "Seid umschlungen, Millionen" aus Beethovens 9. Sinfonie angestimmt. Stolz konnte die Deutsche Fußball-Liga (DFL) gestern nicht nur den fünften Rekorderlös in Folge vermelden, sondern auch das erstmalige Überwinden der Zwei-Milliarden-Euro-Grenze.

Als "sehr robust in Krisenzeiten" kommentierte Christian Seifert, der Vorsitzende der DFL-Geschäftsführung, die Umsatz-Höchstwerte, die die Erste und Zweite Bundesliga (1,71 Milliarden bzw. 321 Millionen) 2008/09 erreichten, was einer Steigerung um 5,3 Prozent gegenüber der Vorsaison entspricht. Drei Säulen ragen im Einnahme-Mix heraus: mediale Verwertung (593 Millionen), Werbung (573) und Spielerträge (424). 37 000 Arbeitsplätze sind durch den Profifußball geschaffen worden, 683 Millionen Euro Steuern wurden gezahlt.

Die Folgen der Krise werde man erst in dieser Saison spüren, glaubt Seifert, sie dürften aber nicht dramatisch sein - auch dank der Treue der Zuschauer. Mit 17,6 Millionen Fans stellten die 36 Profiklubs zum siebten Mal in Folge einen neuen Bestwert auf. Und der Trend zeigt weiter nach oben: Der Schnitt von 41 904 Besuchern in der abgelaufenen Saison stieg in der Ersten Liga in der Hinrunde auf 42 779, was bei einer Auslastung der Kapazitäten von 92 Prozent mit Abstand den Spitzenplatz in Europa bedeutet. Innerhalb der vergangenen acht Jahre ist die Zahl der verkauften Karten um 47 Prozent gewachsen, was wohl auch daran liegen dürfte, dass die Eintrittskartenpreise (im Schnitt 20,79 Euro) stabil blieben. Aber auch die "TV-Präsenz" ist beachtlich: 13,6 Millionen Menschen sitzen jedes Wochenende vor den Fernsehern.

Seifert wies darauf hin, dass bei Kosten von 2,02 Milliarden Euro der Personalaufwand (820 Millionen Euro) nur unterdurchschnittlich gewachsen ist und einer im Vergleich zu anderen europäischen Topligen geringen Quote von 40,5 Prozent am Umsatz entspricht. In diese Kennziffer fallen auch die unverändert hohen Kosten für Spielerberater (60 Millionen Euro).

Heraus ragen auch die Ausgaben für Transfers in Höhe von absolut 250 Millionen Euro. Auch deshalb ist die Verschuldung der 36 Vereine auf 708 Millionen Euro gestiegen (Erste Liga 610). Nur noch 16 Klubs konnten 08/09 ein positives Ergebnis präsentieren, das (nach Steuern) absolut gerade 11,2 Millionen Euro betrug.

"Das zeigt, dass der sportliche dem finanziellen Erfolg übergeordnet und Profi-Fußball in Deutschland nicht für Investoren, die eine Verzinsung erwarten, geeignet ist", analysierte Seifert, der Hannovers Präsident Martin Kind empfahl, nach dem Votum der Bundesliga-Vertreter bei der 50+1-Regel keinen Alleingang zu starten: "Wer mit der jetzigen Regelung absolut nicht klarkommt, dem muss ich sagen: Einfach nicht mitspielen ..."