Stuttgart. Wenn sich die deutsche Nationalmannschaft in Südtirol auf die WM vorbereitet, soll Michael Schumacher mit einer Gastrede für einen Motivationsschub sorgen und womöglich sogar mittrainieren. Dass dieser nette Plan mit dem Formel-1-Rekordweltmeister aber für keine Begeisterungsstürme sorgte, lag an Simon Rolfes. Für den Mittelfeldspieler von Bayer Leverkusen dürfte die Endrunde in Südafrika nach einer erneuten Operation am rechten Knie gelaufen sein. "Das war schon ein Schock für uns, weil Simon zuletzt immer sehr stark gespielt hat, auch bei unserem WM-Qualifikationsspiel in Russland", sagte Bundestrainer Joachim Löw. Der frühere Aachener war der erste Anwärter auf die Rolle neben Kapitän Michael Ballack im defensiven Mittelfeld.

Nach der Diagnose Knorpelschaden im Anschluss an eine Kernspintomografie war Rolfes bereits am Montagabend aus dem DFB-Quartier in Stuttgart abgereist. DFB-Teammanager Oliver Bierhoff berichtete, dass die Nachricht über die erneute Verletzung des Mittelfeldspielers, der für die erste WM auf afrikanischem Boden (11. Juni bis 11. Juli) gesetzt war, für große Betroffenheit innerhalb der Mannschaft gesorgt habe.

Rolfes, der bereits die vergangenen Tage über heftige Schmerzen geklagt und deshalb auch nicht am Fitnesstest der DFB-Auswahl teilnehmen konnte, wurde in Augsburg von Kniespezialist Dr. Ulrich Boenisch operiert. Erst zu Beginn der Rückrunde hatte der 21-malige Nationalspieler nach fast drei Monaten Pause sein Comeback gegeben. Sowohl im Juni als auch im Oktober des vergangenen Jahres musste er sich Eingriffen an seinem Knie unterziehen lassen. Nach der arthroskopischen Gelenkspülung im Oktober waren zunächst lediglich zehn Tage Pause angedacht gewesen, aus denen dann fast drei Monate wurden.

In der Rückrunde war der 28-Jährige sowohl gegen Mainz als auch Hoffenheim eingewechselt worden.

Trotz der nun im deutschen Mittelfeld drohenden Personalnot schloss Löw eine Rückkehr von Bremens Routinier Torsten Frings weiter kategorisch aus: "Das kommt nicht infrage." Der 49-Jährige betonte, nicht mehr mit dem Werder-Profi planen zu wollen: "Einige Spieler stehen vor ihm auf seiner Position als Sechser im Mittelfeld. Spieler wie Khedira, Gentner oder auch Hitzlsperger und auch Schweinsteiger können im Mittelfeld spielen, falls Simon nicht zur Verfügung steht", sagte Löw. Da derzeit auch Hitzlsperger bei seinem Klub VfB Stuttgart keinen Stammplatz hat, könnte sich Löw vorstellen, dass demnächst der Münchner Bastian Schweinsteiger von der Außenposition in die Zentrale rückt. "Das ist eine von vielen Möglichkeiten, hängt aber auch davon ab, ob zum Beispiel Toni Kroos sich weiter so positiv entwickelt und vielleicht bei uns die Außenbahn besetzen kann." Aber auch Piotr Trochowski könnte indirekt Nutznießer sein, wenn Schweinsteiger in die Zentrale rückt - und der HSV-Profi seine Formschwäche überwindet.