Der Trainer geriet bei der Flucht vor dem Siegtorschützen ins Straucheln. Werder kassiert vierte Niederlage in Folge.

Bremen. Das haute Louis van Gaal um. Der Bayern-Trainer, der immer oben stehen will, lag in Bremen am Boden - und seinem Landsmann zu Füßen. Nach dem Freistoßtor von Arjen Robben zum 3:2 wollte van Gaal vor seinem auf ihn zu stürmenden Spieler flüchten, geriet ins Straucheln und stürzte. Geburtstagskind Robben (wurde 26) kannte aber keine Gnade und warf sich auf seinen Coach. Die Bayern- Bank juchzte vor Freude über den unten liegenden, "fliegenden" Niederländer.

"Das sah sehr komisch aus und war ein schöner Spaß für die Mannschaft", kommentierte Robben die Jubelszene. "Vielleicht hatte er ein bisschen Angst vor mir." Van Gaal hatte das "Unheil" erahnt und indirekt herbeigeführt. In der Halbzeit hatte der Trainer den überragenden Robben als Schützen für Standardsituation neu eingeteilt. Für so viel hellseherische Fähigkeiten wollte sich dieser mit einem Sturmlauf über den halben Platz beim Bayern-Coach bedanken. Der nahm die schmerzhafte Bodenlage mit Humor: "Ich habe mir einen blutigen Finger geholt. Das macht aber nichts, wenn man 3:2 gewinnt." Während Bastian Schweinsteiger noch darüber sinnierte, ob die Einlage von Robben ein Foul war, trauerte dieser trotz des Sieges den vielen vergebenen Chancen nach und meinte im Überschwang: "Bei allem Respekt für Werder wären selbst zehn Treffer für uns realistisch gewesen und ich hätte Stefan Kießling in der Torjägerliste überholen müssen", sagte der Matchwinner, der lange auf sein fünftes Saisontor warten musste.

Die Stimmung bei den Bayern ist nach dem Höhenflug der vergangenen Wochen mit acht Pflichtspielsiegen in Folge glänzend, zumal auch der wiedergenesene Franck Ribéry nach 112-tägiger Verletzungspause sein Comeback gab. In Bremen reichte es nur zu einem Einsatz über 22 Minuten, und mit dem Franzosen hoffen die Bayern auf noch stärkere Leistungen in den kommenden Wochen, doch auch vor Ribérys Einwechslung war es für die Bayern gut gelaufen.

Bei Werder regierte dagegen nach der vierten Liga-Pleite in Folge der Frust. Scheinbar unterlagen die Hanseaten knapp, erlebten tatsächlich aber eine Demonstration an Bayern-Dominanz. "Es wurde sicherlich einiges geboten. Leider nicht so viel von meiner Mannschaft", bekannte Werder-Trainer Thomas Schaaf in seiner typisch trockenen Art. "Wir schaffen es momentan nicht, ans Limit zu gehen und müssen Abschied von unseren Träumen nehmen", sagte Sportdirektor Klaus Allofs, dessen Team die Qualifikation für das internationale Geschäft aus den Augen verliert: "Da müssen wir aber hin. Jetzt gilt es, eine Serie zu starten."

Der deutsche Nationalspieler Mesut Özil war gegen die Bayern wie schon in der Vorwoche in der Partie bei Eintracht Frankfurt nur ein Schatten seiner selbst. Dem von zahlreichen Topklubs umworbenen Jungstar scheint der Vertragspoker vorerst jeglichen Spielwitz und alle Kreativität geraubt zu haben.

Auch Bundestrainer Joachim Löw, der die Partie auf der Tribüne des Weserstadions verfolgte, dürfte diese Entwicklung mit großen Sorgen verfolgen. In 138 Tagen beginnt die WM-Endrunde in Südafrika. Özil gilt als Deutschlands großer Hoffnungsträger.

Neben Özil ist Claudio Pizarro das zweite Sorgenkind der Bremer. Kann der Peruaner auflaufen, steigt das Niveau des Werder-Spiels sprunghaft an. Fehlt der Peruaner, wird es eng. So holte Werder in elf Spielen mit seinem in der laufenden Saison sechsmal erfolgreichen Torjäger 20 Punkte. In acht Partien ohne den häufig verletzten Stürmer kamen nur acht Zähler hinzu. Am Wochenende hatte der Angreifer wegen einer Grippe erneut passen müssen.