Wolfsburg. Armin Veh verschwand mit versteinerter Miene in der Kabine, die Spieler trotteten mit hängenden Köpfen hinterher, und Manager Dieter Hoeneß vermied klare Worte: Beim deutschen Meister VfL Wolfsburg sind die Tage des Trainers gezählt. "Wir sind alle fassungslos", sagte Hoeneß, der erst kürzlich sein Amt angetreten hat, nach der 2:3-Heimpleite gegen den 1. FC Köln: "Wir müssen in Ruhe darüber sprechen, wie man die Situation verbessern kann."

Zu einer klaren Rückendeckung für Veh wollte sich der neue Sportchef nach dem neunten Spiel in Folge ohne Sieg nicht durchringen. "Natürlich muss ich die Situation mit dem Trainer und dem Präsidium besprechen. Wir lassen uns von außen nichts aufdrängen, aber wir müssen nachdenken, das ist völlig normal. Aktionismus bringt überhaupt nichts."

Bei schon zehn Punkten Rückstand auf den angestrebten Europapokalplatz wird die Lage für Veh immer ernster, die "Armin raus"-Rufe wurden während des Spiels lauter. "Ich weiß nicht, ob ich die Chance erhalte, hier weiterzuarbeiten", kennt der Coach die Mechanismen: "Es liegt ja auch nicht in meiner Hand." Dem Nachfolger von Meistermacher Felix Magath dürfte auch die Fürsprache aus der Mannschaft wenig helfen. "Was soll er gegen solche individuellen Fehler machen?", fragte Torwart Andre Lenz: "Die Fehler werden doch auf dem Platz gemacht."

Als einer der möglichen Nachfolger wird auch der frühere HSV-Trainer Huub Stevens von Red Bull Salzburg gehandelt, was dem bevorstehenden Duell der Hamburger am Freitag gegen die Niedersachsen eine ganz besondere Note verleihen würde.

Dass der Niederländer ein Defensivspezialist ist, käme gerade passend, schließlich offenbarten die "Wölfe" gegen Köln erneut ihre eklatante Abwehrschwäche. Nur Schlusslicht Hertha BSC ist mit 39 Gegentoren noch um einen Zähler schlechter als der Meister. Die Kölner, die zum siebten Mal in Folge auswärts ungeschlagen blieben, vermissten nicht einmal ihre verletzten Stürmer Lukas Podolski und Milivoje Novakovic.

Hoeneß, der mit Stevens bereits in Berlin zusammenarbeitete, ließ gestern "alles völlig offen". Entscheiden dürfte vor allem der mächtige Geldgeber VW.

Angesichts der offensichtlichen Abwehrprobleme intensivierte Hoeneß am Wochenende noch mal die Bemühungen um Schalkes Außenverteidiger Rafinha. Laut Hoeneß hängt der Transfer des Brasilianers nun nur noch von Schalkes Alleinherrscher Felix Magath ab.