Zwei Tage vor dem Start der Generalprobe für die Fußball-WM in Südafrika gab es im Gastgeberland Angola einen schlimmen Zwischenfall.

Neuss/Luanda. Ein Terror-Anschlag auf den Bus der togolesischen Fußball-Nationalmannschaft mit einem Toten und mehreren Verletzten hat zwei Tage vor dem Start des Afrika-Cups in Angola alle Beteiligten in einen Schockzustand versetzt. Wie der togolesische Verband bestätigte, ist der Busfahrer bei dem Vorfall an der Grenze zwischen dem Kongo und der angolanischen Provinz Cabinda am Freitagabend im Kugelhagel getötet worden.

Zudem seien insgesamt neun Mitglieder des Teams verletzt worden, allerdings nicht lebensgefährlich. Ob der bei Bayer Leverkusen unter Vertrag stehende Ergänzungsspieler Assimiou Touré (22) zu den Verletzten zählte, war zunächst unklar. Zu der Tat bekannte sich laut der portugiesischen Nachrichtenagentur Lusa die "Befreiungsfront für die Unabhängigkeit von Cabinda" (FLEC). In der ölreichen Exklave Cabinda, die im Norden an die Republik Kongo (Brazzaville) und im Süden an die Demokratische Republik Kongo (Kinshasa) grenzt, kämpfen Rebellen um Unabhängigkeit.

Verängstigte togolesische Spieler forderten eine Absage des Turniers vom 10. bis 31. Januar, was der Kontinentalverband CAF umgehend ablehnte. "Wenn es möglich ist, sollte man das ganze Turnier boykottieren. Warum nicht gleich alle Spiele absagen? Wir wollen jedenfalls nur zurück nach Hause", sagte Alaixys Romao vom französischen Erstligisten Grenoble Foot. Togos Auftaktspiel in der Gruppe B in der Provinzhauptstadt Cabinda ist für Montag gegen den deutschen WM-Gruppengegner Ghana angesetzt.

Thomas Dossevi vom FC Nantes sagte dem französischen TV-Sender Infosports, dass es sich bei den verletzten Spielern um Torhüter Kodjovi Obidale vom französischen Amateurklub GSI Pontivy und Verteidiger Serge Akakpo vom rumänischen Klub Vaslui handele. "Einer von ihnen wurde von einer Kugel in den Rücken getroffen, der andere in die Niere", sagte Dossevi. Die Verletzten wurden in ein Krankenhaus in Cabinda gebracht und behandelt. Wie es Leverkusens Touré ging, war nicht bekannt. Die Verantwortlichen des Klubs versuchten vergeblich, Informationen aus erster Hand zu bekommen. "Wir haben versucht, Kontakt herzustellen, was uns bis jetzt nicht gelungen ist", sagte Bayers Pressesprecher Dirk Mesch am Freitagabend.

Dossevi schilderte den Vorfall. "Wir hatten gerade die Grenze überquert, nachdem wir die Formalitäten hinter uns gebracht hatten. Dann brach Maschinengewehrfeuer aus", sagte der 30-Jährige vom FC Nantes und fügte an: "Die Angreifer waren vermummt und bis an die Zähne bewaffnet. Auf uns wurde wie auf Hunde geschossen. Wir haben für 20 Minuten unter den Sitzen gekauert. Die Polizei feuerte zurück. Es war schrecklich und ein Schock. Ich habe mich gefühlt, als ob Krieg ausgebrochen ist." Von Seiten der Turnier-Organisatoren kamen irritierende Reaktionen auf diesen Zwischenfall. Zunächst wurde mitgeteilt, dass lediglich ein Reifen am Bus geplatzt sei. Danach hieß es, dass man von einem Vorfall keinerlei Kenntnis habe. Der angolanische Minister Antonio Bento Bembe, der für die Region Cabinda zuständig ist, verurteilte den Anschlag als "terroristischen Akt".

Angesichts des schlimmen Zwischenfalls geriet der sportliche Wert der Generalprobe für die WM im Sommer in Südafrika zunächst in den Hintergrund. Für Stars wie Didier Drogba (Elfenbeinküste), Samuel Eto'o (Kamerun) oder John-Obi Mikel (Nigeria) ist die Kontinental-Meisterschaft indes eine besondere Herausforderung. Sie gehen mit ihren Mannschaften als Favoriten in das Turnier. "Der Sieger des Afrika-Cups ist einer der Favoriten in Südafrika", sagt Eto'o.

Für die Trainer ist es deshalb ein Spagat, beide Meisterschaften zu verbinden. Ghanas Coach Milovan Rajevac etwa setzt in Angola auf acht U-20-Weltmeister von 2009. So kann er mit Blick auf die WM und das Gruppenspiel gegen Deutschland dort schon einmal testen, auf welches seiner Talente er sich im Verlauf eines langen Turniers verlassen kann. Gastgeber Angola und Mali bestreiten am Sonntag um 20 Uhr das Eröffnungsspiel. Eurosport überträgt live. Ausgerechnet WM-Gastgeber Südafrika ist nur Zuschauer. Das Team konnte sich nicht für den Afrika-Cup qualifizieren.

Spieler aus der Bundesliga: Yahia (Bochum/Algerien), Zidan (Dortmund/Ägypten), Idrissou (Freiburg/Kamerun), Pitroipa (HSV/Burkina Faso), Demel (HSV/Elfenbeinküste), Haggui (Hannover/Tunesien), Vorsah (Hoffenheim/Ghana), Obasi (Hoffenheim/Nigeria), Sanou (Köln/Burkina Faso), Sarpei (Leverkusen/Ghana), Toure (Leverkusen/Togo), Matmour (Mönchengladbach/Algerien), Boka (Stuttgart/Elfenbeinküste), Ziani (Wolfsburg/Algerien), Martins (Wolfsburg/Nigeria).

2. Bundesliga: Katongo (Bielefeld/Sambia), Zoundi (Düsseldorf/Burkina Faso), Outtara (Kaiserslautern/Burkina Faso), Mandjeck (Kaiserslautern/Kamerun), Felhi (1860 München/Tunesien).