Fußball ist ein Spiel voller Emotionen. Die machen einen großen Teil seiner Faszination aus, bei den Akteuren, beim Publikum, bei den Medien. Für mich bleibt deshalb unverständlich, wie die Regelhüter seit Jahren systematisch versuchen, die Leidenschaft vom Spielfeld zu verbannen. Warum ein Spieler, der sich nach dem Torjubel sein Trikot über den Kopf zieht, mit einer Gelben Karte bestraft werden muss und womöglich dann Gelb-Rot sieht, wenn er vorbelastet war, wird sich mir wohl nie erschließen.

Die Verhältnismäßigkeit ist für mich längst nicht mehr gewahrt. Nehmen wir den jüngsten Spieltag der Bundesliga: Da grätscht der Mainzer Noveski den Hamburger Elia vom Platz, nimmt mit seiner Aktion eine schwere Verletzung Elias zumindest billigend in Kauf - und sieht dafür die Gelbe Karte. Darüber mag man streiten, die Entscheidung lag im Ermessensspielraum des Schiedsrichters.

Hoffenheims Brasilianer Maicosuel wiederum, der Dortmunds Torhüter Weidenfeller aus Frust den Ball mit der Faust aus der Hand schlagen wollte - erhält dagegen Rot. Der Schiedsrichter hatte keine Wahl. Die Regeln verlangen das von ihm. Nicht, dass Sie mich jetzt falsch verstehen. Natürlich war das eine unsportliche Aktion, und sie gehört bestraft, aber bitte nicht mit einem Platzverweis. Schließlich ist niemand zu Schaden gekommen, selbst der Ball konnte weitermachen.

Ich plädiere daher seit Jahren zusätzlich zur Gelben und Roten Karte für die Grüne. Die soll eine Bestrafung signalisieren, jedoch nicht den Ausschluss vom Spiel. Das sollte, wenn möglich, immer mit elf gegen elf Mann beendet werden. Ich halte Geldstrafen, meinetwegen auch hohe - als Folge der Grünen Karte - ohnehin im Profifußball prinzipiell für das richtige Sanktionsmittel. Mit ihr wird ein individuelles Fehlverhalten geahndet, ohne dass die ganze Mannschaft oder im Extremfall der ganze Verein darunter zu leiden hat.

Es würde damit auch ein Stück Gerechtigkeit hergestellt. Eine Fehlentscheidung im Fußball kann Existenzen vernichten, Trainer werden nach Niederlagen entlassen, Klubs steigen ab oder nicht auf. Wie oft stellen wir im Nachhinein fest, dass eine Gelbe oder Rote Karte überzogen war oder eine andere gar nicht erst gegeben wurde. Der eine musste vom Feld, der andere durfte bei dem gleichen Vergehen bleiben. Das weckt natürlich auch Emotionen - aber diesmal keine positiven.

Dass mit einer Grünen Karte die Sportgerichtsbarkeit überlastet würde, halte ich für vorgeschoben. Gerechtigkeit ist aller Mühen wert. Und dass damit der Videobeweis durch die Hintertür eingeführt würde, auch das würde ich begrüßen. Es wäre ein Akt des Fairplay.