Sein Händedruck war so fest wie ein Schraubstock. Rolf Rüssmann, den sie alle nur “Rolli“ nannten. Der Prototyp des Kämpfers - zunächst auf dem Platz, später am Manager-Schreibtisch.

Hamburg. Seinen letzten großen Kampf hat der ehemalige Nationalspieler zehn Tage vor seinem 59. Geburtstag in der Nacht zum Sonnabend verloren. Nur enge Weggefährten wussten, wie schlimm es gesundheitlich wirklich um ihn stand. Da war sein Körper schon gezeichnet vom Kampf gegen den Prostatakrebs. Aber er wollte darüber nicht reden - vor allem nicht öffentlich.

Rüssmann (Foto: Bongarts/Getty Images) war ohnehin jemand, der lieber Taten sprechen ließ. Als Vorstopper in Diensten von Schalke und Dortmund war er der Schrecken der Angreifer. "Der beste Kopfballspieler, den ich je gesehen habe", sagt sein ehemaliger Teamgefährte Klaus Fischer.

Auch als Manager bei Borussia Mönchengladbach blieb Rüssmann vor allem eines - ein Arbeiter. In Tages- und Nachtschichten vertrieb er den provinziellen Mief am Bökelberg - rastlos, verbissen bis ins Detail. Mitunter eilte er mitten in einem Interview in den Verkaufsraum der Geschäftsstelle, um einen verärgerten Dauerkartenkunden zu besänftigen.

Das neue Stadion - es müsste eigentlich seinen Namen tragen. Über Monate stand das Modell in seinem Büro; jedem Besucher erklärte er mit leuchtenden Augen seine Vision. Die Enttäuschung über seinen bitteren Abgang nach acht Manager-Jahren in Mönchengladbach hat Rüssmann nie überwunden. Das Intermezzo als Stuttgart-Manager von 2001 bis 2002 war nur ein kleines Pflaster auf die tiefe Wunde.

Das Aus in Gladbach hat ihn geprägt - genau wie der Bundesliga-Skandal, als er sich zum ersten und einzigen Mal kaufen ließ. Lumpige 2400 Mark kassierte er 1971 für die Schalker Niederlage gegen Bielefeld, verführt als 20-Jähriger von älteren Mitspielern. Wenn über dieses einzige dunkle Kapitel seiner Laufbahn geschrieben wurde, rief Rüssmann schon mal an: "Musste das sein?" Der Kämpfer Rüssmann war eben auch sensibel. Einer wie er wird dem Fußball fehlen.