Abendblatt-Sportchef Peter Wenig beschäftigt sich mit dem Konkurrenzkampf zwischen dem FC Bayern und dem HSV.

Es war der Gassenhauer in der Nordbank-Arena. Lauthals intonierten die HSV-Fans am Sonnabend: "Zieht den Bayern die Lederhosen aus."

Einige Klubs haben sich in dieser sportiven Modefrage mit mehr oder minder großem Erfolg versucht. Seriös - wie Werder Bremen oder der VfL Wolfsburg. Oder mit einem wirtschaftlichen Harakiri-Kurs wie Borussia Dortmund oder Schalke 04.

Kann der HSV noch einmal an die Achtzigerjahre anknüpfen, als der Titelkampf im Nord-Süd-Duell entschieden wurde? Oder ist der Vorsprung von momentan sechs Punkten auf den Rekordmeister nicht mehr als eine Momentaufnahme?

Die wirtschaftlichen Verhältnisse sprechen eine deutliche Sprache. Während der FC Bayern (rund 80 Millionen Euro Etat für die Mannschaft) auf den durchwachsenen Start entspannt mit dem Kauf von Weltstar Arjen Robben für 25 Millionen Euro reagieren konnte, wird beim verletzungsgebeutelten HSV (45 Millionen Euro Etat) die mögliche Verpflichtung eines arbeitslosen Stürmers wie Ebi Smolarek auch unter finanziellen Erwägungen diskutiert.

Dabei hat Vorstandschef Bernd Hoffmann den Verein nahezu perfekt vermarktet. Was aber eben auch bedeutet, dass es vom Stadionnamen bis zur Trikot-Werbung kaum noch Steigerungspotenzial gibt. Gleiches gilt auch für die TV-Einnahmen. Daher bleibt dem HSV nur ein Weg, um die wirtschaftliche Lücke zum FC Bayern zu schließen: ein Dauergastspiel in der Champions League.

Allein die Gruppenphase garantiert deutschen Teilnehmern 15 Millionen Euro. Bislang konnte sich der HSV nur in zwei Spielzeiten (2000/01 und 2006/07) an den Geldtöpfen der Königsklasse bedienen. Dieses muss sich ändern, um die Mannschaft qualitativ weiter zu verbessern. Zudem würde die Champions League den HSV für internationale Top-Spieler auch sportlich deutlich attraktiver machen. Ohne die Königsklasse droht dagegen wieder der Verkauf von Leistungsträgern wie in den vergangenen Jahren mit Kompany oder van der Vaart. Und der Gassenhauer "Zieht den Bayern die Lederhosen aus" dürfte ein Tageshit bleiben.