Richtig hitzig wurde das 134. Revierderby erst nach dem Schlusspfiff. Manuel Neuer reckte zunächst demonstrativ vor der Dortmunder Südtribüne die Arme in die Luft, dann stand er im Mittelpunkt von Provokationen und Handgreiflichkeiten.

Dortmund. "Er hat mir den Ellbogen ins Gesicht geschlagen", behauptete der Borusse Kevin Großkreutz nach dem 0:1 (0:1) gegen Schalke 04. "Ich habe nichts gemerkt", konterte Schalkes Keeper, "das war ich nicht, das muss ein anderer Manuel Neuer gewesen sein."

Der U-21-Europameister, der zuvor mit einer tadellosen Leistung Schalkes Sieg festgehalten hatte, war sich keiner Schuld bewusst: "Ich bin 45 Minuten von der Dortmunder Fans bepöbelt und beschmissen worden. Damit kann ich umgehen. Ich habe mich einfach nur gefreut, ich hatte ja keinen zum Umarmen." BVB-Youngster Nuri Sahin unterstellte Neuer hingegen bei der anschließenden Rudelbildung an der Mittellinie "volle Absicht".

Während Trainer Felix Magath seinen Torhüter nach einem ansonsten fairen Derby mit nur einer Gelben Karte in Schutz nahm ("Das war für mich im Rahmen"), kritisierte er besonders das Verhalten nach dem Treffer von Jefferson Farfan (31.). "Dass anschließend der eine oder andere in die falsche Fanecke gegangen ist, das gehört sich nicht. Man feiert mit den eigenen Fans. Darüber wird noch zu reden sein." Kollege Jürgen Klopp ergänzte: "Alle reden vor dem Spiel von Deeskalation, und dann so etwas."

Magath nahm seinen ersten Derbysieg im ersten Anlauf betont cool: "Ich freue mich über jeden Sieg, egal gegen wen." Mit dem fünften Auswärtsspiel in Folge ohne Niederlage kletterten die Schalker in die Europapokal-Ränge, dorthin, wo sich die Borussia am Saisonende sehen wollte. Stattdessen sorgt der schlechte Saisonauftakt bei Trainer Klopp für Sorgen: "Es ist klar, dass es jetzt rauer wird bei uns. Jetzt müssen wir sehen, wie wir damit umgehen." Auch Dortmunds Torhüter Roman Weidenfeller fürchtet unruhige Zeiten: "Uns jetzt selber zu zerfleischen und noch nervöser zu werden, ist der falsche Ansatzpunkt. Wir müssen die Nerven behalten." Immerhin stehen für die Schwarz-Gelben zwei weitere schwere Westduelle am kommenden Sonnabend in Mönchengladbach und danach gegen den Nachbarn VfL Bochum auf dem Programm.

Allerdings fehlte den Gastgebern neben der Torgefährlichkeit und zündenden Ideen auch das Glück. So beim abgefälschten Schuss von Welttorjäger Lucas Barrios, als der Ball zunächst an die Latte, von dort aus auf den Boden und erneut an die Unterseite der Latte und auf den Boden prallte, ehe Neuer ihn greifen konnte. Klopp ist sich sicher, dass dies die Diskussion über Torrichter oder einen Chip im Ball neu entfachen wird.

Magath hatte es leichter mit seiner jungen Mannschaft, in der zuweilen sieben Spieler mit 21 Jahren und jünger auf dem Rasen standen. Am Abend trafen sich die Sieger zu einer gemeinsamen Feier. Magath: "Sie haben es sich verdient."