Olic erzielt Führung, Van Buyten sorgt für den Sieg, Butt hält die Punkte fest - symptomatisch für den Rekordmeister.

München. Daniel Van Buyten ist nun seit drei Jahren in München, er hat sich längst an das Leben hier gewöhnt, inzwischen versteht der Belgier die Münchner sogar manchmal, wenn sie im örtlichen Dialekt mit ihm sprechen. Vermutungen unkundiger Beobachter, er sei vielleicht im Geiste sogar selbst schon ein Münchner, erledigten sich allerdings spätestens am Sonnabend. Van Buyten wollte etwas zur Bedeutung zum Oktoberfest sagen, was ja noch gut gemeint ist, aber dann sagte er: "Heute war der erste Tag von der Wiese." Der Münchner zuckt da zusammen. Die Wiese heißt Wiesn, nicht anders, niemals.

Man muss sich also dann doch auf den sportlichen Blickwinkel konzentrieren, um zu beweisen, dass Daniel Van Buyten endlich angekommen ist in München. Er ist Stammspieler, mehr noch, er ist Abwehrchef des FC Bayern, am Sonnabend beim 2:1 gegen den 1. FC Nürnberg erzielte er sein zweites Tor binnen einer Woche. Es ist noch gar nicht so lange her, da war Daniel Van Buyten noch ein sicherer Kandidat für die Reservebank, so sicher, dass sie ihn vermutlich nicht einmal in Hamburg zurückgewollt hätten.

Van Buyten ist exemplarisch für die drei Profis im aktuellen Bayern-Kader, die mal beim Hamburger SV gespielt haben. Über Ivica Olic und Hans-Jörg Butt lässt sich im September 2009 das Gleiche sagen: Stammspieler, völlig unerwartet. Olic kam vor der Saison zum FC Bayern, er war einer der ersten Zugänge, die die Münchner verpflichteten, ablösefrei vom HSV. Ein guter Transfer, das wurde den Münchnern in der Branche bescheinigt; Olic gilt als umgänglicher Charakter, fleißiger Arbeiter und für den FC Bayern ausreichend talentierter Stürmer. Ein guter Mann für die Bank, wenn 35-Millionen-Einkauf Mario Gomez oder Nationalstürmer Miroslav Klose müde werden.

Dann kam Louis van Gaal als neuer Trainer, der Niederländer ist ein inbrünstiger Disziplinfanatiker, der sich von seinen Töchtern siezen lässt. Van Gaal fand schnell Gefallen an Olic, der schon im Trainingslager in Donaueschingen angenehm durch unglaubliche Lauffreude bei gleichzeitiger Demut auffiel. Dann begann die Saison, Bayern gastierte in Hoffenheim, und Olic spielte von Beginn an. In den weiteren fünf Partien lief Olic dreimal als Starter auf, die anderen beiden Male wurde er eingewechselt, einmal zur Halbzeit, das andere Mal sogar noch vorher. Ivica Olic ist jetzt ein wichtiger Spieler für den FC Bayern.

Die Geschichte kann man ähnlich auch mit Hans-Jörg Butt erzählen: Butt kam im Sommer 2008 aus Lissabon nach München, als Ersatzmann für Michael Rensing. Der Rest ist bekannt: Jürgen Klinsmann wurde Trainer, Rensing nicht besser, Klinsmann ersetzte Rensing an jenem denkwürdigen Tag in Barcelona durch Butt. Seitdem haben sie ein Torwartduell in München, und wenn man Butt zuhört, dann merkt man schnell, dass er davon insgeheim geträumt hat, als er damals bei Bayern unterschrieb. "Ich habe mich immer so vorbereitet, als ob ich spielen würde." Butt hat diesen Satz schon oft gesagt. Jetzt ist der Konjunktiv hinfällig: Seit dem vierten Spieltag ist Butt die Nummer eins.

Es sieht so aus, als könnte die Situation für Butt, Olic und Van Buyten noch länger so bleiben: Butt tritt souverän auf, fehlerfrei; Van Buyten ist auch mangels Alternative gesetzt; und Olic, nun, Olic ist inzwischen so klar vor Miroslav Klose, dass der Nationalstürmer neulich gar nicht erst zum Auswärtsspiel nach Dortmund mitgefahren ist. Am Sonnabend kommt es übrigens zum Wiedersehen mit alten Gefährten. In der HSH-Nordbank-Arena. Beim Hit HSV gegen Bayern.