Der Wiener Schmäh ist kaum zu überhören. Spricht man Steffen Hofmann darauf an, wehrt der gebürtige Franke energisch ab: “Ich brauche nur ein paar Tage in der Heimat, dann spreche ich wieder astrein Fränkisch.“

Wien. Hofmanns Heimat, das ist Würzburg, Hofmanns Zuhause, das ist Wien, Rapid Wien.

Natürlich ist Steffen Hofmann vor dem Auftaktduell Rapids gegen den HSV ein gefragter Gesprächspartner. Schließlich ist die Geschichte des 29-Jährigen, der ausgerechnet in der als Operettenliga verspotteten Österreichischen Liga seinen Durchbruch schaffte, einfach zu gut, um sie nicht zu erzählen.

Also schnauft Hofmann durch - und erzählt. Erzählt, wie er nach nur einem Profieinsatz bei Bayern München als 22-Jähriger nach Österreich ging und dort sportlich (Rapid) und privat (Ehefrau Barbara) sein Glück fand. 2004 wurde er, der Piefke, als bester Fußballer Österreichs ausgezeichnet. 2005 führte er Rapid zur Meisterschaft. Eine nette Geschichte. Aber wirklich gut wird sie erst jetzt: Zunächst nominierte Jürgen Klinsmann den Wahl-Österreicher 2005 für die Asien-Reise der deutschen Mannschaft, die Hofmann allerdings wegen einer Erkrankung absagen musste. Dann wollte auch der Österreichische Fußball-Bund den Deutschen. Sogar das österreichische Kanzleramt machte sich für eine Einbürgerung stark, die in letzter Minute am Widerstand der Fifa scheiterte. Dabei hatte Hofmann auf Druck seiner patriotischen Ehefrau bereits die Hymne Österreichs gelernt, wollte unbedingt bei der Heim-EM 2008 für seine Wahl-Heimat auflaufen.

Was für eine Geschichte!

Es ist eine, die sich fortsetzt. "Das ist schon etwas Besonderes, gegen solche Weltklasseleute wie Zé Roberto zu spielen", sagt Hofmann, und fügt an, sein Team sei klarer Außenseiter, "obwohl man uns nicht unterschätzen darf".

Hofmann ist nicht nur Antreiber im Mittelfeld, Kapitän und Aushängeschild - er ist auch Rapids Fußballgott, wie er von den Fans gerufen wird. "Ich habe mir im Klub einen gewissen Status erarbeitet", sagt Hofmann, der aber betont, der Bundesliga zumindest nicht abgeneigt zu sein. Dass Hofmann tatsächlich ein zweites Mal zurück nach Deutschland wechselt, glaubt in Wien aber niemand. Die Geschichte vom österreichischen Piefke ist einfach zu gut.