Nach seinem Gala-Auftritt beim 5:1 in Dortmund spricht der Franzose sogar über eine Vertragsverlängerung.

München. Einen "ordentlichen Fitnesszustand" bekam Louis van Gaal von Franck Ribéry attestiert. Immerhin hatte es van Gaal, der 58-Jährige, geschafft, den 72 Kilogramm seines Stars standzuhalten. Etliche Meter Anlauf hatte Ribéry genommen und war in einem Tempo auf van Gaal zugerannt, als wolle er im Champions-League-Finale kurz vor Abpfiff das entscheidende Tor erzielen. Dann war er mit einem ungestümen Satz in die Arme des Trainers gesprungen. Von außen betrachtet war das eine "lustige Angelegenheit" (Bastian Schweinsteiger), weil ein "so kleiner Zwerg am großen Trainer hing".

Jene Szene in der 65. Minute war das große Bild des Spiels, des Spieltages und sogar das Bild der bisherigen Saison des FC Bayern. Der als knorrig verschriene Trainer und sein als eigenwillig geltender Star posierten beim 5:1 (1:1) der Münchner bei Borussia Dortmund in demonstrativer Einigkeit, als gelte es, alle Unstimmigkeiten der vergangenen Wochen mit einem einzigen Sprung ins Reich der Fabeln zu verweisen.

Einen exzellenten Freistoß hatte Ribéry zuvor zum 3:1 versenkt. Der anschließende Freudenlauf "war ganz spontan", sagte Ribéry. Eine der plötzlichen Eingebungen, die auch seine Aktionen auf dem Platz steuern. Es hatte sich einiges an Frust beim Franzosen angestaut. Nicht alles, was in den letzten Wochen über ihn geschrieben wurde, war korrekt, befand er. Und die vergangenen zehn Tage bei der französischen Nationalmannschaft hatten auch nicht zur Aufheiterung seines Gemüts beigetragen. "Ich habe nicht viel gespielt", zuletzt in der WM-Qualifikation gegen Serbien gar nur 13 Minuten. Wer Ribéry kennt, weiß, dass er bei einer Verbannung auf die Bank so reagiert, als verordne man einem hyperaktiven Kind einen zweimonatigen Stubenarrest.

Auch van Gaal hatte seinen Star erst in der 46. Minute aufs Feld geschickt, weil er ihn noch nicht für fit befunden hatte, um die gesamte Zeit zu spielen. "Franck weiß das, und ich weiß das", hatte er gesagt. Und dass er mit Ribérys Leistung sehr zufrieden sei. "Er hat gezeigt, dass er ein großer Spieler ist. Und er hat heute auch gezeigt, dass er seinen Trainer liebt", dozierte van Gaal.

Nun können beide nicht verleugnen, dass ihre Liaison zumindest mit einigen Unstimmigkeiten gestartet ist. "Der Trainer hat seine eigene Philosophie. Am Anfang war es sehr hart", sagt Ribéry. Und dass es Zeit bedurfte, um sich einander anzunähern. Weil der gestrenge Fußballlehrer van Gaal und der für seine kindlichen Späße bekannte Ribéry zwei sehr unterschiedliche Herangehensweisen an ihren Beruf haben.

Ein zerrüttetes Verhältnis wurde beiden nachgesagt. Dem Team und auch ihm fehle es an Spaß, hatte Ribéry in den vergangenen Wochen gesagt. Er sei mitunter falsch verstanden worden, sagt Ribéry nun. Und so wirkte jenes Hin und Her wie ein Machtkampf zwischen Trainer und Spieler.

Es ging um taktische Formationen und Einsatzzeiten. Mittlerweile scheinen sie sich arrangiert zu haben. Auch weil van Gaal einige Zugeständnisse gemacht hat. Ribéry muss nicht jene zentrale Spielmacherposition hinter den Spitzen bekleiden, die ihm anfangs zugedacht war. Er darf im neuen 4-3-3-System weiter über die geliebte linke Seite stürmen. Im Gegenzug scheint er die Entscheidungen van Gaals zu akzeptieren, auch wenn er gestern bekannte: "Auf der Bank zu sitzen ist langsam langweilig." Er sagte aber auch: "Van Gaal ist ein Trainer, der sehr intelligent ist, der sehr viel Erfahrung hat." Und dass das verbesserte Spiel die Belohnung sei.

Jene zur Schau gestellte Harmonie scheint auch Ribérys Liebe zu München neu entfacht zu haben. Im Sommer noch fühlte er sich vom Werben Real Madrids geschmeichelt und kokettierte mit einem baldigen Abgang. Seine gestrigen Worte hörten sich dagegen fast schon nach einer Liebeserklärung an den FC Bayern an. Wann er denn seinen Vertrag verlängere, wurde er gefragt. "Der Verein wird schon eine Idee haben. Ich habe auch schon eine Idee. Im Fußball geht es manchmal schnell. Eine kleine Sitzung, und dann können sich Sachen entscheiden", sagte Ribéry recht nebulös. Und ergänzte dann: "Ich fühle mich hier geliebt."