Einem Uli Hoeneß widerspricht man nicht. Das könnte man zumindest meinen, wenn man sich die zahlreichen Reaktionen auf seine spontane Wutrede zum Thema Länderspielreisen anhörte und durchlas.

Landauf, landab wurde Bayerns Manager gelobt, dass er es wagte, öffentlich die Fifa für den prall gefüllten Terminkalender zu kritisieren. "Wenn ich in der Hamburger Situation wäre, würde ich gegen die Wand springen", polterte Hoeneß im Hinblick auf die Verletzungen der HSV-Spieler Collin Benjamin und Paolo Guerrero, die sich auf ihren Länderspielreisen jeweils einen Kreuzbandriss zugezogen hatten. "Diese Partien gegen Aserbaidschan und Südafrika - das ist ja langsam Kokolores. Wenn man gegen Liechtenstein spielt, kann man auch gegen den FC Tegernsee spielen", ergänzte der 57-Jährige, forderte daher eine Vorqualifikation und erntete besonders in Hamburg bereitwillig Beifall. Gut gebrüllt, Löwe!

Einem Uli Hoeneß widerspricht man eben nicht. Selbst dann nicht, wenn das alles eigentlich gar keinen Sinn ergibt, was Löwe Hoeneß da so brüllt. Denn würde eine Vorqualifikation der kleineren Nationen wirklich den Vereinen zugutekommen, wie es der Bayern-Manger fordert? Natürlich nicht! Denn welche Nationen würden eine Vorqualifikation austragen? Wahrscheinlich Fußball-Leichtgewichte wie Namibia (mit Collin Benjamin) oder Peru (mit Paolo Guerrero). Vereine wie der HSV, die Nationalspieler aus den kleineren Ländern unter Vertrag haben, würden durch Hoeneß' Vorschlag erst recht in die Bredouille kommen. Und spätestens dann sollten Hamburgs Verantwortliche tatsächlich durch die Wand springen.

Manchmal muss man eben selbst einem Löwen wie Uli Hoeneß mal widersprechen. Der von ihm so kritisierte Terminkalender ist doch in Wahrheit nun deswegen so voll, weil die Vereine durch neu geschaffene Wettbewerbe wie die Europa League immer mehr Geld verdienen wollen und folglich auch immer mehr spielen müssen. Die deutsche Nationalmannschaft tritt in diesem Jahr übrigens gerade mal bei zehn Spielen an - und damit so selten wie schon seit zwölf Jahren nicht mehr.