Vor dem Gipfel hatte Argentiniens Coach seinen Trainerkollegen verspottet. Die Antwort der Brasilianer kam prompt - auf dem Platz.

Rosario. Während die Brasilianer nach dem historischen Sieg im "Superclasico" in Rosario noch im Stadion Samba tanzten, trotteten die Argentinier völlig bedient vom Platz. Das umjubelte 3:1 am Sonnabend hatte dem Fußball-Rekordweltmeister als siebter Mannschaft das WM-Ticket für Südafrika beschert - und dem ungeliebten Erzrivalen das große Zittern. "Gegen Brasilien zu verlieren, schmerzt immer", sagte Argentiniens Coach Diego Maradona. Aber dieser Augenblick der Wahrheit tat ganz besonders weh. Lionel Messi verlor das Duell der Superstars gegen Brasiliens Mittelfeldherrscher Kaka, und Maradona wurde ausgerechnet von seinem Trainer-Kollegen Carlos Dunga düpiert, den er in den Tagen vor dem Südamerika-Gipfel noch als bieder und langsam verspottet hatte.

Die Zeitung "Jornal do Brasil" hob denn auch die "Rache von Dunga" hervor, "O Globo" schrieb "Besser ging es nicht", und Südafrikas WM-Chef Danny Jordaan gratulierte aus der Ferne: "Eine WM ohne Brasilien ist keine WM." Brasilien thront nach dem ersten Qualifikationssieg überhaupt in Argentinien stolz mit 30 Punkten an der Tabellenspitze der Südamerika-Gruppe, drei Spieltage vor Ende dümpelt die "Albiceleste" mit 22 Punkten dagegen weiter nur auf Rang vier, bedrängt von Ecuador und Kolumbien (20). Nur die ersten vier qualifizieren sich direkt für die WM, der Fünfte muss in die Relegation gegen ein Team aus Nord- und Mittelamerika.

So wird für Argentinien die Partie am Mittwoch beim Dritten Paraguay bereits zum Schicksalsspiel. "Es wird sehr schwer für uns, besonders nach dieser Niederlage", gab Maradona zu. Bei einer weiteren Pleite muss er sogar mit der Entlassung rechnen. Die Zeitung "Clarin" forderte nach einer Online-Umfrage bereits den Rücktritt des umstrittenen Coaches und die Rückkehr der Ex-Nationaltrainer Marcelo Bielsa (jetzt Chile) oder Alfio Basile.

Dabei hatte Maradona extra den Hexenkessel "Gigante de Arroyito" in Rosario für den Charaktertest gegen die "Selecao" ausgesucht, doch viele Abspiel-, Denk- und Stellungsfehler ihrer Lieblinge vermiesten den 42 000 Zuschauern den Abend. Mit nüchternem Ergebnisfußball, inszeniert vom brillanten Passmeister Kaka, nutzten die Brasilianer die Defensivschwächen der Gastgeber konsequent aus. Ein Doppelpack von Luis Fabiano (30./67.) und die frühe Führung von Innenverteidiger Luisão (23.) veredelten den effektiven Auftritt und lösten Hupkonzerte am Zuckerhut aus. Der zwischenzeitliche Anschlusstreffer von Jésus Dátalo (64.) war zu wenig für die enttäuschenden "Gauchos", die immer wieder an der dicht gestaffelten brasilianischen Abwehr um Kapitän Lúcio scheiterten. "Wir waren sehr mutig und klug", erklärte Lucio, und Dunga lobte die "bessere Qualität meiner Spieler" und die bemerkenswerten Konter. "Gigantisch war nur die Stimmung", kommentierte das argentinische Sportblatt "Olé". Und die Tristesse nach dem Schock.

Mit dem 1:0-Sieg gegen Bolivien machte unterdessen Paraguay einen großen Schritt Richtung Südafrika 2010. Kolumbien bezwang Ecuador mit 2:0 und verbesserte sich auf Platz fünf. Nach der Begegnung wurde laut Polizei bei einer Granaten-Explosion während Jubelfeiern kolumbianischer Fans in Medellin ein Mensch getötet. 30 Personen wurden verletzt. Die Explosionsursache ist noch unklar. Die Polizei vermutet, ein Fan könnte die Granate versehentlich gezündet haben. Ein Terrorakt werde ausgeschlossen.