Ariane Hingst ist der große Pechvogel, doch das verletzungsbedingte Aus der Abwehrchefin soll beim sechsmaligen Europameister eine Trotzreaktion auslösen und das deutsche Team in Finnland noch enger zusammenschweißen.

Helsinki. "Natürlich ist die Verletzung für uns und Arie bitter. Aber wir werden gegen Norwegen auch für sie spielen. Unser Ziel bleibt es, hier den Titel zu holen", erklärte Torjägerin Inka Grings, die mit ihrem "Doppelpack" gegen Italien (2:1) die DFB-Elf ins heutige Halbfinale (18 Uhr/ARD und Eurosport) gegen die Skandinavierinnen geschossen hatte.

Die Nachricht vom EM-Aus der 30 Jahre alten Innenverteidigerin kam am Sonnabend nicht mehr überraschend. Schon direkt nach dem Italien-Match hatte Hingst Tränen in den Augen und ein "Scheiß-Gefühl". Die Hoffnung, dass der Meniskus im linken Knie "vielleicht nur eingeklemmt" sein könnte, erwies sich nach eingehender Begutachtung als trügerisch. "Wir haben ihr Knie manuell untersucht. Dabei haben sich die Meniskus-Tests positiv gezeigt. Mit Schmerzen und einem Knacken direkt über dem Gelenkspalt. Das sind sichere Zeichen für einen Außenmeniskus-Schaden", sagte DFB-Teamarzt Bernd Lasarzewski.

Weil am Wochenende kein Termin für eine Kernspintomographie zu bekommen war, soll diese heute erfolgen. Doch nach Ansicht von Lasarzewski und des medizinischen Stabes wird sich die Diagnose bestätigen. Eine Operation ist laut Lasarzewski "unumgänglich" und soll nach der Rückkehr des Teams in Deutschland vom Teamarzt des Bundesligisten 1. FFC Frankfurt, Ingo Tusk, vorgenommen werden. Danach muss die gebürtige Berlinerin mit einer Pause von rund vier Wochen rechnen.

Mit Knieverletzungen kennt sich die zweimalige Weltmeisterin inzwischen aus. Im vergangenen Oktober wurde sie am rechten Knie operiert, wo ihr ebenfalls ein Meniskusriss sowie ein Knorpelschaden zu schaffen machten. Mehr als ein halbes Jahr nahm die Reha in Anspruch, ehe Hingst im Juni erstmals wieder für Frankfurt spielte. "Wenigstens ist es diesmal das andere Knie. Ich wechsele ab", sagte Hingst. Silvia Neid sprach derweil von einem "großen Verlust" und muss nun einen Ersatz finden: "Wir haben zwei Spielerinnen, die Innenverteidiger spielen können: Sonja Fuss und Saskia Bartusiak. Wer gegen Norwegen spielt, haben wir noch nicht entschieden."