Bundestrainer Joachim Löw kann vor den zwei Länderspielen gegen den WM-Gastgeber und gegen Aserbaidschan personell aus dem Vollen schöpfen. Michael Ballack lobt Mesut Özil.

Köln. Nach fünf intensiven Trainingseinheiten gönnte Joachim Löw seinen Spielern am Donnerstag erstmals einen Abend Ausgang – gegen Südafrika aber muss auf dem Platz die Post abgehen. Die Vorgabe des Bundestrainers hat auch das Team verinnerlicht, im Testspiel am Sonnabend (20.45 Uhr/ZDF) in Leverkusen gegen den WM-Gastgeber müsse man „wieder einmal ein Klassespiel zeigen“, forderte Mario Gomez. Auch Philipp Lahm erwartet eine deutliche Leistungssteigerung nach den letzten dürftigen Länderspielen. „Wir müssen mal wieder richtig in den Rhythmus kommen“, erklärte der Außenverteidiger gerade im Hinblick auf das näher rückende Schlüsselspiel in der WM-Qualifikation. „Wir müssen uns vor dem Spiel gegen Russland richtig Selbstvertrauen holen“, sagte Lahm.

Löw konzentriert sich in Köln nach den aufgeregten Debatten um seine Personalpolitik ganz und gar auf die Arbeit mit seinen 23 Akteuren. Und nachdem auch Lukas Podolski (Wade) und Mesut Özil (Knie) ihre Wehwehchen überwunden haben, kann er personell aus dem Vollen schöpfen. Das intensive Üben zeigt Wirkung, berichtete Lahm: „Ich stecke sehr, sehr viel Hoffnung darein, dass wir sehr viel arbeiten.“ Gegen Gegner vom Kaliber Südafrika und anschließend Aserbaidschan in der WM-Qualifikation müsse die DFB-Elf wieder die verloren gegangene Dominanz ausstrahlen. „Wir müssen wieder dahin kommen, dass man in solchen Spielen keine Probleme hat“, sagte Lahm. Sein Plan lautet: „Ein, zwei, drei Tore machen und das dann souverän herunterspielen.“

Für Tore sorgen soll eine offensiv ausgerichtete Elf, in der nach den Trainingseindrücken wohl der Stuttgarter Cacau als hängende Spitze hinter Miroslav Klose agieren darf. Und sollte Podolskis Wade keine neuen Probleme machen, könnte der Kölner mal wieder auf den linken Flügel rücken und von dort für Druck sorgen.

Löw hat schließlich einige „Experimente“ angekündigt, auch Mesut Özil gehört zu den Optionen. Der U-21-Europameister konnte sich wegen einer Einblutung an der Kniescheibe aber nicht von Anfang an so für einen Einsatz aufdrängen, wie er es vorgehabt hatte. Die Wertschätzung, die der 20-Jährige schon nach zwei Kurzeinsätzen im Kreis der Nationalelf genießt, ist beachtlich. Auch Kapitän Michael Ballack traut dem Bremer eine große Zukunft als Spielmacher zu. „Man kann hoffen, dass Deutschland mal wieder eine typische Nummer zehn mit all ihren Facetten bekommt“, sagte Ballack dem „Express“.

Noch ist der 32-Jährige selbst der Dreh- und Angelpunkt, „der klare Leader“, wie Gomez hervorhob. Aber der hochtalentierte Özil, der gerade dabei ist, beim SV Werder Bremen in die großen Fußstapfen des zu Juventus Turin gewechselten Brasilianers Diego zu treten, spielt auch in den Überlegungen von Löw schon „eine wichtige Rolle“. Der Chefcoach schätzt Özils „herausragende Möglichkeiten. Er kann kreative Impulse geben“, betonte der Bundestrainer. Im DFB-Team gilt er als der neue Zauber-Lehrling. „Jeder weiß aus der Bundesliga, was Mesut für Qualitäten hat, im Eins gegen Eins und welches Auge er für die Mitspieler hat. Ich hoffe, dass er das irgendwann auch hier in der Nationalmannschaft unter Beweis stellen kann“, sagte Lahm. Özil selbst verweist auf seine offensive Vielseitigkeit: „Ich kann mehrere Positionen spielen. Wenn ich auf dem Platz bin, bin ich glücklich.“

Löw genießt die Situation, gleich mit fünf U-21-Europameistern den Druck auf die etablierten Akteure erhöhen zu können. „Ich erinnere mich an Zeiten, wo wir wirklich Probleme hatten, 20 qualitativ hervorragende Spieler zu nominieren. In den letzten Monaten ist die Auswahl gerade auch durch jüngere Spieler, die nachrücken, größer geworden. Das freut mich immens.“ Dass der Bundestrainer aber bei der Zusammenstellung des Kaders Sympathie über Leistungskriterien stellen könnte, hält Gomez für ausgemachten Unsinn. „Der Bundestrainer muss am Ende den Kopf für die Leistung hinhalten. Es ist in seinem Sinne, dass die besten Elf spielen.“