Nach guten Spielen wechselt Uli Hoeneß, Manager des FC Bayern, gern ins Vokabular der Börsianer und doziert: “The trend is your friend.“

Derzeit kann von einem freundlichen Trend indes keine Rede sein. Kümmerliche zwei Punkte aus drei Spielen - so schlecht sind die Bayern zuletzt 1966 in die Bundesliga gestartet.

Natürlich ist es grotesk, nach 270 Fußballminuten eine Debatte um den neuen Trainer Louis von Gaal zu führen. Und selbstverständlich bleiben die Bayern mit ihrem Starensemble weiter Topkandidat auf den Titel.

Und doch offenbaren sich bereits jetzt drei Fehleinschätzungen der Münchner Chefetage.

Fahrlässig war vor allem die Besetzung der Position im Tor. Jahrzehnte stand der FC Bayern mit Keepern wie Sepp Maier, Jean-Marie Pfaff oder Oliver Kahn für Weltklasse. Jetzt liefern sich Michael Rensing, in der entscheidenden Phase der vergangenen Saison zum Ersatzmann degradiert, und Hans-Jörg Butt, 2007 weder für Leverkusen noch für Benfica Lissabon noch gut genug, ein Duell um die Nummer eins. Zwei Kandidaten, die selbst nationalen Ansprüchen kaum genügen. Dies ist besonders bitter, da auch in der Abwehr, schon vergangene Saison der neuralgische Punkt im Bayern-Team, personell nicht nachgerüstet wurde. Im naiven Vertrauen, mit van Gaals Systemfußball werde sowieso alles besser, verkaufte man auch noch den Brasilianer Lucio zu Inter Mailand.

Bleiben musste dagegen Franck Ribéry, das kreative Herz des FC Bayern. Sicher, es ist im Prinzip lobenswert, dass die Chefetage dem Lockruf des Geldes nicht nachgab und auf einen Verkauf verzichtete. Nur: Jetzt hat der FC Bayern einen unzufriedenen Superstar in seinen Reihen, der sich seiner Möglichkeit beraubt sieht, sein Nettogehalt bei Real Madrid mal eben zu verdoppeln. Die Folge sind groteske Diskussionen zwischen von Gaal und Ribéry über dessen taktische Rolle. Und zu allem Überfluss hat der FC Bayern einen Mann von der Kreativ-Klasse eines Zé Roberto ziehen lassen. Der Brasilianer brilliert jetzt beim HSV.

Einer dürfte die Debatten beim Rekordmeister mit einem gewissen Lächeln, womöglich sogar mit Schadenfreude verfolgen: Jürgen Klinsmann, bei den Bayern binnen einer Saison vom großen Hoffnungsträger zum angeblichen Totalversager durchgereicht. Nur an ihm, auch das ist eine Lehre aus 270 Bayern-Minuten, kann es dann doch nicht gelegen haben.