Dortmunds Fans müssen beim Lesen der kommenden Zeilen tapfer sein. Besonders, weil der eine oder andere Borussen-Anhänger nach den Geschehnissen in der 84. Minute des Spiels zwischen dem HSV und den Schwarz-Gelben wohl noch immer an einen schlechten Witz von Schiedsrichter Michael Kempter glaubt, weil dieser zunächst auf den Anstoß-, dann aber lieber auf den Abstoßpunkt zeigte.

Dabei hätte es nach dem vermeintlichen Treffer Dimitar Rangelows zum 2:4, der nachträglich doch nicht zählte, vielleicht sogar noch spannend werden können. All jenen, die nun an eine Verschwörung des DFB glauben, muss gesagt sein, dass Herr Kempter in dieser Situation alles richtig machte - genauso genommen: doppelt richtig.

Nun noch mal alles der Reihe nach: Zunächst traf der bereits erwähnte Rangelow mit einem sehenswerten Fernschuss ins Tor, drehte anschließend zum Jubeln ab und ging - wie fast alle - von einem blitzsauberen Treffer zum 2:4 aus. Fast alle. Denn lediglich HSV-Torhüter Frank Rost machte sich umgehend nach dem Treffer auf den Weg zu Linienrichter Max Borsch aus Mönchengladbach, um ihn - nach eigener Aussage - zu fragen, ob er den Treffer allen Ernstes geben wolle. Er sei schließlich durch Nuri Sahin in seiner Sicht behindert gewesen. Und das sei doch passives Abseits gewesen.

Borsch schien beeindruckt von Rosts energischen Ausführungen und tat das, was man von einem beeindruckten Linienrichter erwartet. Er ließ Rost wissen, dass er erst mal mit seinem Chef, mit Schiedsrichter Kempter, sprechen müsse.

Gesagt, getan. Nach einem kurzen Plausch am Spielfeldrand nahm Kempter seinen Entschluss zurück (die erste richtige Entscheidung) und entschied zur Freude der Hamburger und dem Entsetzen der Dortmunder auf Abseits (die zweite richtige Entscheidung). Und Besserwisser Rost? Der freute sich, dass er - in dieser Situation - genau wie Schiedsrichter Kempter alles richtig gemacht hatte.