Michael Ballack, Kapitän der deutschen Fußball-Nationalelf, startet heute in Aserbaidschan in seine wohl letzte WM-Saison.

Baku. Die Werbeplakate für das Länderspiel schmücken sich mit seinem Konterfei, ebenso die Eintrittskarten. Und als er gestern Mittag einige Sekunden vor dem Mannschaftshotel in Baku auftauchte, nutzten sogar einige Journalisten die Gelegenheit: Gruppenfoto mit Michael Ballack.

Für Berti Vogts ist dieser Star-Hype keine Überraschung: "Im Ausland kennt man nur ihn. Ballack ist ein Weltstar", sagt der Nationaltrainer Aserbaidschans, der heute (18 Uhr MESZ, ARD live) im Rahmen der WM-Qualifikation Deutschland empfängt. "Die hohe Aufmerksamkeit liegt sicher auch daran, dass von morgens bis abends Bilder von der Premier League gezeigt werden."

Vogts war es, der Ballack 1998 das erste Mal in den Kreis der A-Nationalmannschaft eingeladen hat. Während die "Malta-Reise" sein Ende als Bundestrainer markierte, ging der Stern des so talentierten Mittelfeldspielers auf, der die DFB-Auswahl als Kapitän zur WM führen und mit ihr um den Sieg mitspielen soll.

Für Ballack könnte es der letzte Versuch sein, im Nationaldress einen Titel zu erringen. Bei der EM 2012 wäre er 35, die WM 2014 in Brasilien müsste er als 37-Jähriger bestreiten.

Doch so weit denkt Ballack nicht mehr. "Die Karriereplanung wird in meinem Alter kurzfristiger, auch im Verein. Man schließt nicht mehr Drei- oder Vier-Jahres-Verträge ab. Bei Chelsea habe ich bekanntlich nur für ein Jahr verlängert. Man muss einfach schauen, wie der körperliche Zustand ist und welche Ziele man hat."

Noch ist Ballacks Ehrgeiz allerdings ungebrochen. Sein innerer Treibstoff ist die Jagd nach einem großen Titel. Die Liste seiner Erfolge ist zwar lang - viermal Deutscher Meister, dreimal DFB-Pokalsieger, zweimaliger FA-Cup-Sieger, englischer Ligapokalsieger -, doch international war Ballack vom Pech verfolgt. So bitter es klingt: Es gibt keinen Titel, den Ballack nicht schon verloren hat.

Wer erinnert sich nicht an 2002, als er Finale gelbgesperrt tatenlos zuschauen musste, wie Brasilien die Weltmeisterschaft gewann. 2008 im EM-Endspiel war Spanien eine unüberbrückbare Hürde. Auch auf Klubebene wartet Ballack auf die Vollendung seiner Titelsammlung. 2002 ging das Champions-League-Finale mit Leverkusen gegen Real Madrid verloren, 2008 scheiterte er mit Chelsea erst im Finale an Manchester. Seinen Strafstoß hatte er als Erster verwandelt.

Nationalmannschaftsmanager Oliver Bierhoff erinnerte in Baku an das Schicksal von Paolo Maldini, dem es mit Italien häufig im letzten Moment versagt bleib, einen Titel zu erringen: "Er ist gleich dreimal hintereinander bei Weltmeisterschaften durch Elfmeterschießen ausgeschieden", sagt der Ex-Stürmer. "Nur alleine die Titel dürfen nicht als Maßstab für die Bewertung eines Spielers dienen."

Wie stark sich die Marke Ballack mit den Jahren etabliert hat, zeigt sich an seinen Werbeverträgen, die Akzeptanz für sein fußballerisches Können erhielt er 2004, als er vom Weltverband Fifa in die 125 besten noch lebenden Fußballer gewählt wurde.

Als massenkompatibler Volksheld taugt Ballack in Deutschland jedoch nur bedingt, was auch Vogts registriert hat: "Ich kenne die Diskussionen in Deutschland, wo man ihn nicht so als Weltstar sieht. Man muss Ballack nicht so kritisch sehen, wie die Deutschen das tun. Er ist nicht der Spieler, der das 3:0 erzielt, er ist der Spieler, der den Ausgleich oder das 1:0 macht. Das zeichnet wichtige Spieler aus."

Und die Fähigkeit, sich auf die kommende Aufgabe zu fokussieren. "Natürlich träumt man vom Titel. Ist doch ganz klar, dass ich mir das Ziel setze. Aber wenn wir uns nicht konzentrieren, werden wir schon auf dem Weg dahin stolpern. Zum Beispiel in Aserbaidschan."

Er ist eben doch ein Gewinnertyp, kein ewiger Zweiter. Und dass er Elfmeterschießen durchaus auch gewinnen kann, bewies gerade wieder am Sonntag, als Chelsea durch das 4:1 i.E. gegen Manchester United den Community Shield genannten Supercup gewinnen konnte - natürlich mit Ballack, der seinen Zehenbruch auskuriert hat, als erfolgreichem Schützen.

Deutschland: Enke - Lahm, Mertesacker, Tasci, Schäfer - Schweinsteiger, Ballack, Hitzlsperger, Trochowski - Gomez, Klose.

Schiedsrichter: Alan Kelly (Irland).