Der Kroate sticht Gomez aus. Aber das 1:1 in Hoffenheim zeigt: Der Rekordmeister hat ohne Spielmacher Franck Ribéry noch Anlaufprobleme.

Hoffenheim/München. Heimlich, still und gut. Ivica Olic ist der Mann des Tages nach Spiel eins der Bayern in der neuen Saison. Der Ex-HSV-Stürmer machte sein Tor beim 1:1 in Hoffenheim, nicht Mario Gomez, der über 30 Millionen Euro teure Neuzugang. Olic dagegen trifft ablösefrei.

Und jubelt wieder genauso wie einst bei den Rothosen. Er küsste seinen Ehering und legte den Finger auf die Lippen. Weltweit das Zeichen von Auswärtskickern für die Heimfans: Schweigt! Bei Olic hatte man den Eindruck, als wolle er signalisieren: Ja, ich bleibe weiter brav, ich stelle mich beim FC Bayern hinten an. Er stand in der gesamten Vorbereitung im Schatten von Gomez, in München wurde debattiert, was aus Weltmeister Luca Toni wird, wenn Gomez mit Miroslav Klose stürmt.

Von Olic (29) war nie die Rede. In Hoffenheim sprang er für Klose ein und traf auf Pass von Pranjic - eine kroatische Kombination, ein schnörkelloser Treffer. "Erstes Spiel, erstes Tor, das war sehr schön", sagte Olic, "aber am Ende sind wir traurig, dass wir das Spiel nicht gewonnen haben. Wir sind nicht zufrieden, aber ein Punkt ist auch gut."

Gemischte Gefühle. Wie bei Trainer Louis van Gaal. "Das negative Gefühl überwiegt, weil ich denke, dass wir am Ende gewinnen mussten", sagte der Holländer und schimpfte: "Wir haben in der ersten Halbzeit vergessen, Fußball zu spielen - das hat mich enttäuscht." Anders die zweite Halbzeit. Van Gaal: "Mit der bin ich zufrieden." Der Punkt machte die Musik, einer bei den spielstarken Hoffenheimern ist ja okay - doch die Gesamtaufführung der Bayern, van Gaals ganzheitliches Prinzip, noch nicht. Noch setzen die Spieler das Dreiecks-System des Holländers nicht so um, wie er sich das vorstellt. Die Holland-Schule steht für: Präzisionspässe, totale Spielkontrolle, pressen und verschieben. Der Eindruck nach Spiel eins: Üben, üben, üben.

Van Gaal ist ein leidenschaftlicher Verfechter des 4-3-3-Systems. Da er aber "die Spieler" (van Gaal) dafür nicht hat, zieht er das 4-4-2 gnadenlos durch. Denn noch fehlt Franck Ribéry, der designierte Spielmacher, er befindet sich im Aufbautraining und könnte zum ersten Heimspiel am Samstag gegen Werder Bremen in den Kader zurückkehren. Bis dahin wird er vertreten. Zunächst im Pokal beim 3:1 gegen Neckarelz von Thomas Müller, dann gegen Hoffenheim von Alexander Baumjohann - doch eine echte Alternative sind beide nicht. Weil van Gaal die Mannschaft aber an sein System gewöhnen will, wechselt er rein positionsbezogen.

Am Sonntag gab es allerdings den nächsten personellen Nackenschlag. Kapitän Mark van Bommel zog sich in Hoffenheim einen Zehenbruch zu und soll am Montag operiert werden, drei bis vier Wochen Pause drohen: "Das ist ganz bitter für mich, gerade jetzt, wo die Saison so gut begonnen hat. Aber ich werde so schnell wie möglich zurückkommen und da weitermachen, wo ich begonnen habe." Was sich hoffentlich nicht auf seine Neigung zum überharten Spiel bezieht. In Hoffenheim hatte van Bommel Glück, dass er nach seinem Schultercheck gegen Vorsah keine Rote Karte sah, und musste sich von Präsident Franz Beckenbauer verspotten lassen: "Der kann nicht anders. Solch eine Aktion kennt man sonst nur aus dem American Football."

Was bleibt van Gaal? Er muss auf Zeit spielen und spricht von einem Prozess bis die Spieler ihn und sein Dreieckssystem checken. Von der Tribüne aus betrachtete Manager Uli Hoeneß die Einführungsveranstaltung des Rasenschachs. Er war begeistert: "Hoffenheim war am Ende kaputt und ist von einem Krampf in den nächsten geflogen." Und: "Wenn die Mannschaft solche Fortschritte macht wie heute, habe ich das Gefühl, dass wir sehr bald schon vorneweg marschieren." Zumindest er sieht die Bayern durchs Fernglas, durch ein rosarotes allerdings.

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