Die neue Saison der Fußball-Bundesliga hat noch nicht begonnen, da ist die Ära von Trainer Jörn Andersen beim Aufsteiger FSV Mainz 05 bereits Geschichte.

Mainz. Die Entlassung des Norwegers drei Tage nach der Pokalpleite beim Viertligisten VfB Lübeck (1:2 n.V.) und fünf Tage vor dem ersten Punktspiel am Sonnabend bei Bayer Leverkusen wegen des angeblich zerrütteten Verhältnisses zu den Profis sorgt zugleich für ein Novum: Noch nie in der Historie der Bundesliga wurde ein Coach vor Saisonbeginn entlassen.

"Wir haben diese Entwicklung beobachtet, intern ausführlich diskutiert und Jörn Andersen in einigen Gesprächen unsere Vereinsphilosophie klar gemacht. Am Ende müssen wir festhalten, dass seine und unsere Vorstellungen von der gemeinsamen Arbeit nicht mehr miteinander vereinbar waren", erklärte FSV-Präsident Harald Strutz: "Da ist es konsequenter und auch ehrlicher, einen klaren Schnitt zu machen, als eine Entscheidung mit halbgaren Treueschwüren aufzuschieben."

Neuer Trainer der Mainzer, die auch Andersen-Assistent Jürgen Kramny vor die Tür setzten, wird der bisher noch weitgehend unbekannte U-19-Trainer Thomas Tuchel. Der 35 Jahre alte Ex-Profi, der für die Stuttgarter Kickers in der 2. Liga spielte und zuletzt mit seinem Nachwuchs-Team den Meistertitel gewann, wurde während bereits am Montagnachmittag vorgestellt und soll einen Zweijahresvertrag erhalten. Er wird der jüngste Bundesliga-Trainer der kommenden Saison sein.

"Ich lebe meinen Traum", sagte Tuchel, der heute zum ersten Mal als Chef im Training auf dem Platz stehen wird. Um den neuen FSV-Trainer hatte sich zuletzt auch der neue deutsche U-21-Trainer Rainer Adrion bemüht. Doch Tuchel erhielt vom FSV keine Freigabe für den Assistenz-Posten beim Deutschen Fußball-Bund (DFB). Die Cheftage des einst selbsternannten Karnevalsvereins hatte sich bereits bei einer Vorstandssitzung am Sonntag einstimmig für den Rauswurf von Andersen entschieden. Der 46-Jährige, der am 20. Mai 2008 als Nachfolger der zu Borussia Dortmund abgewanderten Ikone Jürgen Klopp präsentiert wurde und mit den Rheinhessen gleich in seiner ersten Saison den Aufstieg in die Eliteklasse schaffte, war nicht erst seit dem blamablen Pokal-Aus in die Kritik geraten.

"Wir haben als Mainz 05 ein klares Anforderungsprofil, wie ein Trainer mit der Mannschaft und im Verein arbeiten soll. Unsere Stärken sind Teamwork, die Nähe zur Mannschaft und die interne Kommunikation. Unser Ansatz und der von Jörn Andersen haben nicht mehr übereingestimmt, weil der Trainer sich in eine andere Richtung entwickelt hat", sagte Christian Heidel.

Damit gab der Manager den Kritikern recht, die dem Ex-Trainer zuletzt vorgeworfen hatten, dass das Verhältnis zwischen ihm und den Profis zerrüttet sei und dass er falsch trainiere. Für die Mannschaft kam die Entlassung Andersens angeblich überraschend. "Wie aus dem Nichts", erklärte Niko Bungert.