Man würde ja so gern mal eine Minderheitenmeinung vertreten und all der ätzenden Kritik ein Lob entgegensetzen - aber das ZDF gibt einem einfach keine Gelegenheit dazu. Das Mainzer Team ist an der Küste Dilettantiens gestrandet und kriegt den Kahn nicht wieder flott. Mit dem Engagement des Ex-Titans haben die Programmmacher gegen das Grundgesetz des Castings verstoßen: Ein TV-Experte sollte entweder sehr sympathisch sein oder ein Experte. Bei Oliver Kahn hat beides nicht geklappt. Und so gibt er den Anti-Part zu Jürgen Klopp, der vor vier Jahren bei der Alpen-Euro geglänzt hatte.

"Der Olli" macht den Hohepriester des Allgemeinguts und schafft es, sich in jedem dritten Satz zu widersprechen, ohne dass KMH es merken oder gar einschreiten würde. Zum Beispiel: "Der Arjen Robben ist ein Führungsspieler und übernimmt ständig Verantwortung ... da kann man ihn nicht für alles verantwortlich machen." Richtig schlimm auch seine Spanien-Analyse: "Wenn sie keine Tore schießen, könnten sie Probleme bekommen." Und als Krönung: "Sie spielen sehr viel Fußball."

Mit so etwas kommt man nur als Beckenbauer durch. Und als wäre das nicht schlimm genug, haben sie jetzt noch Urs Meier reaktiviert, den unsicheren Schiri-Kantonisten aus Helvetien. Daher gilt nach EM-Tag acht: Vor dem Zweiten flieht man besser.