Breslau. Die Krankenakte von Tomas Rosicky ist lang. Eine verletzte Kniesehne zwang ihn vor vier Jahren zu fast 18 Monaten Pause. Vor der EM war es eine Wadenverletzung, nun zwickt die Achillessehne. Auf die schaut inzwischen ganz Tschechien. Die Fans verknüpfen den möglichen Einzug in das Viertelfinale eng mit dem Einsatz des früheren Dortmunders im abschließenden Gruppenspiel am Sonnabend (20.45 Uhr) gegen Polen. Ohne ihn lahmt das tschechische Spiel, in der Halbzeit des zweiten Gruppenspiels gegen Griechenland verschwand mit der Auswechslung des angeschlagenen 31-Jährigen auch der Rhythmus der gesamten Mannschaft.

Bei dem 2:1-Sieg habe er "zehn Minuten nur auf einem Bein" gespielt, gab Rosicky hinterher zu. Die Frage, was die tschechische Nationalmannschaft ohne ihn wert sei, lächelte er weg. Das beantworteten dafür andere. "Falls er nicht dabei ist, wird es schwierig. Dann werden wir für ihn gewinnen, damit er im Viertelfinale wieder dabei sein kann", versprach Torhüter Petr Cech. Wertvoll ist der Kreativspieler von Arsenal London auch für Nationaltrainer Michal Bilek. Vor jedem Training stehen die beiden beisammen. Rosicky hört mit verschränkten Armen den Ausführungen seines Coaches zu, der in der Heimat umstrittene Bilek selbst hält viel von der Meinung seines Schlüsselspielers, der seine EM-Form gerade rechtzeitig gefunden hat.

Aufgrund der Wadenverletzung hatte er die Vorbereitung verpasst und war erst wenige Tage vor EM-Start ins Training eingestiegen. Das 1:4 zum Auftakt gegen Russland hatte er offenbar gebraucht, um auf Touren zu kommen. Gegen die Griechen trumpfte er wieder auf. Nahezu jeder Angriff lief über Rosicky, er forderte den Ball, kämpfte und biss. Denn Rosicky hat noch immer den Traum, einen Titel mit der Nationalmannschaft zu gewinnen. 2004 war im EM-Halbfinale gegen Griechenland Schluss. Nur mit einem gesunden Rosicky dürfte in diesem Jahr eine ähnliche Chance wiederkommen.