Nach 58-minütiger Spielunterbrechung wegen eines Unwetters verlor Gastgeber Ukraine gegen Frankreich 0:2

Donezk. Geheimfavorit Frankreich hat in der historischen Gewitterpartie von Donezk Gastgeber Ukraine die EM-Euphorie gründlich verdorben. Das Team von Trainer Laurent Blanc feierte, angetrieben von einem engagierten Franck Ribéry, mit dem 2:0 (0:0) den ersten Erfolg bei einem großen Turnier seit 2172 Tagen und hat Kurs aufs Viertelfinale genommen. Angetrieben von einem engagierten Franck Ribéry ließ sich Frankreich vor 48 000 Zuschauern auch von der 58-minütigen Regen-Zwangspause nicht beirren und kam durch Jérémy Menez (63.) und Yohan Cabaye (56.) zu einem verdienten Erfolg. Damit blieb die "Équipe tricolore" auch im 23. Spiel in Folge ohne Niederlage. Die Ukraine hingegen muss in der letzten Gruppenpartie der Gruppe D am Dienstag gegen England sogar den K.o. befürchten.

Bereits nach 4:14 Minuten wurden die Profis von Schiedsrichter Björn Kuipers (Niederlande) vom Feld geschickt, weil es in Donezk sintflutartig zu regnen begonnen hatte - so etwas hatte es bei einer EM noch nie gegeben. Innerhalb von Minuten war der Rasen von tiefen Pfützen durchzogen. Mit Harken und Maschinen wurde das Spielfeld bearbeitet. Die Szenen erinnerten an die Wasserschlacht in Frankfurt bei der WM 1974, als Gastgeber Deutschland bei irregulären Bedingungen 1:0 gegen Polen gewonnen hatte. In der hochmodernen Donbass-Arena, 2009 fertiggestellt und mit einem ausgezeichneten Drainage-System ausgestattet, war der Platz trotz des Sturms später einigermaßen ordentlich bespielbar.

Nach der Wiederaufnahme der Partie entwickelte sich eine interessante Partie mit intensiven Momenten, aber kein Gourmetfußball. Ohnehin zum Siegen verdammt angesichts des müden 1:1 zum Auftakt gegen England, waren die Franzosen präsenter und fanden schneller wieder ihren Rhythmus. Die versprochene Renaissance der Spielfreude blieb aber zunächst aus.

"Les bleus" vergaben durch Ménez und Philippe Mexès bis zur Pause gleich zwei Hochkaräter (29./39.). Beide scheiterten aus aussichtsreicher Position am überragenden Keeper Andrej Pjatow. Die beste Gelegenheit der abwartenden Ukrainer hatte Schewtschenko. Bei einem Konter zog der 35-Jährige aus halblinks ab, Frankreichs Schlussmann Hugo Lloris rettete.

Immer wieder durchzuckten Blitze den Abendhimmel und sorgten teilweise für eine surreale Stimmung im Stadion. Auch das Spiel wurde nach dem Wechsel farbiger. In der 48. Minute verlor Ménez auch das zweite Eins-gegen-eins-Duell gegen Pjatow, im Gegenzug rauschte Schewtschenkos Schuss nur um Zentimeter am linken Winkel vorbei. Erst im dritten Anlauf durfte Ménez endlich jubeln. Nach feiner Vorarbeit von Ribéry und Karim Benzema ließ der Angreifer von Paris St. Germain Pjatow keine Chance (53.). Nur 180 Sekunden später veredelte Cabaye den zweiten Benzema-Assist mit seinem ersten Länderspieltor zum 2:0. Schewtschenko und Co. waren minutenlang wie gelähmt durch den Doppelschlag. Nahezu ungehindert durften die Franzosen zaubern und hätten bei Cabayes Pfostenschuss (65.) beinahe sogar auf 3:0 erhöht. Die ukrainischen Zuschauer pfiffen ihre Lieblinge aus. Für eine effiziente Schlussoffensive fehlte auf dem tiefen Platz die Kraft.

"Mir hat nicht gefallen, dass mein Team nach dem zweiten Gegentor aufgehört hat zu spielen. Frankreich kam mit den Verhältnissen einfach besser zurecht", schimpfte Ukraine-Coach Oleg Blochin. Trainerkollege Laurent Blanc verteilte Lob: "Wir haben das Spiel von der ersten bis zur letzten Minute dominiert."

Ukraine: Pjatow - Gusew, Michalik, Chatscheridi, Selin - Timoschtschuk - Jarmolenko (68. Alijew) , Nasarenko (60. Milewski), Konopljanka - Schewtschenko, Woronin (46. Devic). Frankreich: Lloris - Débuchy, Rami, Mexès, Clichy - A. Diarra - Nasri, Cabaye (68. M'Vila) - Menez (73. Martin), Ribéry - Benzema (76. Giroud). Tore: 0:1 Menez (53.), 0:2 Cabaye (56.). Zuschauer: 48 000. Schiedsrichter: Kuipers (Niederlande). Gelbe Karten: Débuchy, Mexès, Menez - Selin.