Bei insgesamt sieben Duellen hat England noch nie ein Pflichtspiel gegen die Skandinavier gewonnen

Kiew. Wirklich alles lief bei den Engländern in der EM-Vorbereitung schief: Rassismus-Skandal, Trainerwechsel, Verletzungen von Leistungsträgern, Sperren, Ärger mit dem Mannschaftshotel. Und ausgerechnet jetzt kommen auch noch die Schweden (heute, 20.45 Uhr/ARD). Auf den ersten Blick der vermeintlich leichteste Gegner in Gruppe D, allerdings sagt die Geschichte etwas anderes: Die Skandinavier sind Englands Angstgegner.

"Wir haben Respekt vor ihnen. Aber bei allem Respekt: Es ist ein Spiel, das wir gewinnen sollten", sagt Steven Gerrard. "Wir müssen zwingend die drei Punkte holen. Aber es wird nicht einfach, das zeigt die Vergangenheit." Richtig, da war doch was mit den Schweden. Bei insgesamt sieben Duellen hat England noch nie ein Pflichtspiel gewinnen können. In der EM-Historie erinnern sich die Schweden dieser Tage besonders gerne - die Engländer eher nicht - an den 17. Juni 1992. Fast auf den Tag genau vor 20 Jahren siegten die Skandinavier beim Heimturnier, gleichzeitig die erste EM-Teilnahme überhaupt, 2:1. England war raus, Schweden stand im Halbfinale gegen Deutschland.

"An solche Spiele denkt man natürlich gerne zurück", sagt Schwedens Routinier Anders Svensson. "Aber wir müssen an heute denken. Ich glaube, dass unsere Chance eher darin liegt, dass uns die Engländer nach ihrem guten Auftaktspiel ein bisschen unterschätzen." Denn die aktuelle Mannschaft des Weltmeisters von 1966, so lange liegt der letzte große Titel der Engländer zurück, kann eigentlich mit einem guten Gefühl in die Partie gehen. Nach dem überraschenden 1:1 gegen Frankreich herrscht "großes Selbstbewusstsein", wie Teammanager Roy Hodgson nachdrücklich betont.

Seine Mannschaft ist seit dem bitteren Achtelfinal-Aus bei der WM 2010 gegen Deutschland (1:4) in Pflichtspielen ungeschlagen. Und bei einem Testspiel im November 2011 gelang ein 1:0-Erfolg gegen Schweden - es war der erste Sieg gegen die Skandinavier nach zuvor 43 Jahren.

Die Brisanz der Partie liegt aber auch darin, dass der Verlierer kaum noch Chancen auf das Viertelfinale haben dürfte. "Natural born thriller" ("Der geborene Thriller") titelte die englische Tageszeitung "Daily Mail" am Tag vor dem richtungweisenden Spiel. Beide Teams brauchen einen Sieg, "dann wäre der Punkt gegen Frankreich Gold wert", sagt Mittelfeldmann Gerrard. Schweden wäre bei einer Niederlage nach der 1:2-Pleite zum Start gegen Gastgeber Ukraine bereits so gut wiesicher ausgeschieden.

Ihre Hoffnungen setzen die Schweden besonders in Kapitän Zlatan Ibrahimovic, vor dem auch die Engländer den größten Respekt haben. "Wenn man an Schweden denkt, sagt man automatisch den Namen Zlatan Ibrahimovic", sagt Hodgson. "Er ist der wichtigste Spieler für sein Land und kann Partien alleine entscheiden." Gegen die Ukrainer hat der 30-Jährige bereits seine Torgefahr bewiesen - auch wenn sein Treffer am Ende nicht weiterhalf.

"Wir wissen, dass wir gegen England gewinnen können", sagt der Noch-Bremer Markus Rosenberg, der vermutlich von Sturmkollege Johan Elmander aus der Startelf verdrängt werden wird. "Wir haben in der Qualifikation gegen die Niederländer bewiesen, dass wir auch Spitzenteams schlagen können. Daher glauben wir zu 100 Prozent an unsere Chance."

Zumal die Schweden auf zahlreiche Spione zurückgreifen können: Drei Spieler sind aktuell in England aktiv, sieben weitere haben immerhin eine Vergangenheit in der englischenPremier League.

Schweden: 1 Isaksson - 2 Lustig, 3 Mellberg, 4 Granqvist, 5 M. Olsson - 8 Svensson, 9 Källström - 7 Larsson, 10 Ibrahimovic, 6 Elm - 11 Elmander. England: 1 Hart - 2 G. Johnson, 6 Terry, 15 Lescott, 3 A. Cole - 16 Milner, 4 Gerrard, 17 Parker, 20 Oxlade-Chamberlain - 11 Young - 22 Welbeck. Schiedsrichter: Skomina (Slowenien).