Warschau. Als Wolfgang Stark die Glückwunsch-SMS seines Chefs Herbert Fandel erhielt, hatte Mehmet Scholl die Leistung des deutschen Schiedsrichters schon auf den Punkt gebracht. "Er heißt so, wie er gepfiffen hat", kommentierte Scholl den Auftritt des 42-Jährigen beim brisanten EM-Spiel zwischen Polen und Russland (1:1). Der Bankkaufmann aus Ergolding, im Mai Leiter des skandalösen Bundesliga-Relegationsrückspiels, wird für seine Top-Leistung beim EM-Debüt nun mit weiteren Einsätzen belohnt.

Daran hat der Schiedsrichter-Lehrwart des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) keine Zweifel. "Was er gezeigt hat, war große Klasse. Die Uefa kann auf solche Leute, gerade in den kommenden Spielen, in denen es eng wird, gar nicht verzichten", sagte Lutz Wagner. Er lobte vor allem die Übersicht des Unparteiischen, der sich von der Hektik und den Ausschreitungen rund um die Begegnung nicht aus dem Konzept bringen ließ. "Er hat sogar Dinge gebracht, die man gar nicht erwartet. Bei denen man sagt, dass es toll ist, wenn er sie sieht. Bei denen man ihm aber auch keinen Vorwurf machen könnte", erklärte der Funktionär.

Dabei bezog sich Wagner vor allem auf eine Szene kurz vor Ende, als Stark ein Stürmerfoul des Polen Robert Lewandowski weit weg vom eigentlichen Geschehen gesehen hatte. Auch bei einer kniffligen Szene im Strafraum der Polen (12.) und dem wegen Abseits nicht gegebenen Tor der Co-Gastgeber (18.) lag Stark richtig. Der etwas unübersichtlichen Situation bei einer "Rudelbildung" (69.) wurde er ebenfalls souverän Herr. Als Finalschiedsrichter käme er jedoch nur infrage, wenn die deutsche Elf vorher scheitert.