Warschau/Lwiw. Affenlaute, Provokationen und erste Hooligan-Attacken: Rassismus-Zwischenfälle und Übergriffe haben am Auftakt-Wochenende einen ersten Schatten auf die EM in Polen und der Ukraine geworfen. Häufig mit dabei waren russische Fans.

Für zwei Anhänger der Sbornaja, die beim Spiel zwischen gegen Tschechien (4:1) im Breslauer Stadion randalierten, ist die EM bereits vorbei - jedenfalls in den polnischen Stadien. Das Breslauer Gericht verhängte ein zweijähriges Stadionverbot gegen einen 27-jährigen Mann und eine 41-jährige Frau, berichtete die polnische Nachrichtenagentur PAP unter Berufung auf einen Polizeisprecher. Polen hatte vor der EM sein Gesetz über die Sicherheit bei Massenveranstaltungen geändert und unter anderem Schnellgerichte gegen Hooligans eingeführt.

Zudem eröffnete die Europäische Fußball-Union (Uefa) nach fremdenfeindlichen Aktionen der russischen Anhänger während der Partie ein Disziplinarverfahren gegen den nationalen Verband, der sich durch das Fehlverhalten seiner Fans zu einer Stellungnahme veranlasst fühlte, in der er die Vorkommnisse scharf verurteilte. "Einige unserer Fans haben sich mit ihrem unehrenhaften Verhalten ins Abseits gestellt. Wir appellieren an all unsere Fans, die sich in Polen befinden: Bitte, denkt daran, dass ihr unser Land repräsentiert. Respektiert euch, euer Mutterland und eure Mannschaft", hieß es.

Die russischen Fans hatten den dunkelhäutigen tschechischen Spieler Theodor Gebre Selassie mit Affenlauten beleidigt. Der aus Äthiopien stammende Profi nahm es gelassen. "Ich habe das mitbekommen", sagte er. "Es war nichts Extremes, ich habe schon viel Schlimmeres erlebt."

Darüber hinaus attackierten russische Hooligans auch einige Stadionordner. Die Offiziellen hatten versucht, einen russischen Fan zu verhaften, der eine Leuchtrakete auf das Feld geworfen hatte. Als weitere Russen dies sahen, hätten sie ihre Kapuzen übergezogen und die Ordner angegriffen. "Vier Personen mussten für kurze Zeit ins Krankenhaus gebracht werden", sagte Polizeisprecher Pawel Petrykowski: "Wir versuchen jetzt, die Angreifer zu identifizieren."

Auch das Schwenken von Flaggen mit der Aufschrift "Russisches Reich", eine gezielte Provokation, veranlasste den nationalen Verband zu einer Rüge an die eigenen Landsleute: "Wir sind der Überzeugung, dass solche Personen nichts auf den Tribünen verloren haben."