Mit dem Mann kann man nichts falsch machen. Tom Bartels ist derzeit der beste Fußballkommentator im Ersten. Er zeichnet sich aus durch Sachlichkeit, großes Fußballwissen und messerscharfe Analysen. Klar, dass die ARD nur ihn für das Eröffnungsspiel nominieren konnte.

Und dann das: Die Spieler stehen noch im Tunnel, als Bartels auf den polnischen Kapitän Jakub Blaszczykowski zu sprechen kommt. Dessen Vater sei vor wenigen Tagen gestorben. Blaszczykowski habe zu ihm kein gutes Verhältnis gehabt. Wegen einer Familientragödie, die 15 Jahre zurückliege. Familientragödie?!? Bartels bleibt uns die Auskunft schuldig, dass der Vater die Mutter umbrachte. Und so sehen wir vor unserem geistigen Auge, wie Jack Nicholson in "Shining" Amok läuft, während ein Junge namens Jakub vor ihm davonrennt. Das ist der Konzentration auf das Spielgeschehen nicht förderlich.

Ansonsten ist über Bartels' erste EM-Reportage nichts Negatives zu berichten. Im Gegenteil: Der Mann verfügt über seherische Kräfte. Er erwähnt bei Spielbeginn, dass Schiedsrichter Carlos Carballo in 176 Ligaspielen bereits 75 Platzverweise ausgesprochen hat. Und was geschieht? Der Spanier z5eigt einmal Rot und einmal Gelb-Rot. Noch beeindruckender ist Bartels' Reaktion auf den lachenden griechischen Kapitän Giorgos Karagounis. "Wie lange lacht er noch?", orakelt der ARD-Mann. Wieder liegt er richtig. Als er in der 71. Minute einen Elfmeter verschießt, vergeht Karagounis das Lachen.

Nur den Satz "Bei den Griechen sind die Mittel begrenzt" möchten wir nicht mehr hören. Er ist in Zeiten der Finanzkrise sehr missverständlich.