Holger Badstuber ist Löws einzig gesetzter Innenverteidiger. Vor dem EM-Start sprach er über sein Kampfgewicht und van Bastens Kritik

Danzig. Um 12.10 Uhr Ortszeit landete am Freitag die DFB-Delegation in Lwiw. Mit dabei war natürlich auch Holger Badstuber, 23, der als einzig gesetzter Innenverteidiger in Deutschlands Abwehr gilt. Vor dem EM-Auftakt gegen Portugal sprach Bayern Münchens Abwehrmann über ...

... die Wackelabwehr in der Vorbereitung: "Es ist doch oft so gewesen, dass Vorbereitungsspiele nicht besonders prickelnd waren. Sie haben aber nur eine beschränkte Aussagekraft, denn der Fokus liegt auf der Trainingsarbeit. Man geht da nicht immer mit voller Kraft rein. Wenn Deutschland in ein Turnier gestartet ist, hat es meistens ganz anders ausgesehen. Ich bin überzeugt davon, dass wir gegen Portugal einen guten Start hinlegen."

... die Balance zwischen Defensive und Offensive: "Wir haben nun einmal eine Spielphilosophie, die offensiv ausgerichtet ist, wir wollen attraktiven Fußball spielen. Das heißt aber nicht, dass wir in der Defensive nicht trotzdem kompakt stehen wollen. Der Spruch 'Die Offensive gewinnt Spiele, die Defensive Titel' gilt in jedem Wettbewerb. In der Meisterschaft, in der Champions League und natürlich auch bei der EM. Wenn bei uns jeder seine Leistung abruft, wird es für jede Mannschaft schwierig durchzukommen und gegen uns Tore zu schießen. Und nach vorne wissen ja alle, was wir draufhaben. Da geht so richtig die Post ab. Wir müssen einfach eine gute Balance finden zwischen Defensive und Offensive. Dann sind wir schwer zu schlagen."

... seinen Status als einzig gesetzter Innenverteidiger: "Ich habe inzwischen viele Spiele in der Nationalmannschaft durchgespielt, auch wichtige Partien. Deshalb fühle ich mich auch wichtig für die Mannschaft und glaube, ein fester Bestandteil dieses Teams geworden zu sein. Wie es aussieht, gefällt dem Bundestrainer meine Art Fußball zu spielen, und auch die Weise, wie ich mich in der Gruppe verhalte. Ich spüre, er fühlt sich mit mir auf dieser Position in der Innenverteidigung wohl."

... sein Kampfgewicht: "Bei der WM vor zwei Jahren habe ich noch 78 Kilo gewogen, jetzt sind es 84. In meinem Fall war das aber genau so gewünscht. Gerade als Innenverteidiger muss man körperlich etwas ausstrahlen. Man fühlt sich dadurch einfach wesentlich stabiler, man kann einen Gegner auch einfach mal zur Seite drücken. Das gibt Selbstvertrauen und Sicherheit in den Zweikämpfen."

... die Unterschiede zwischen Per Mertesacker und Mats Hummels: "Das sind zwei unterschiedliche Spielertypen. Per ist natürlich ein erfahrener Spieler, der weiß, wie es geht, auch aufgrund seiner Turniererfahrung. Mats ist noch ein junger Spieler, der aber auch schon bewiesen hat, dass er auf diesem Niveau spielen kann. Für mich ist es kein Problem mit dem einen oder dem anderen. Während eines Turniers kann sich so etwas auch immer weiterentwickeln."

... die Kritik von Marco van Basten, der ihm die nötige Ausstrahlung absprach: "Ehrlich gesagt spornt mich das an. Es ist zwar nicht so, dass ich dadurch wütend werde. Aber ich will gerade dann schon meine Qualität zeigen. Ich habe großes Vertrauen in mich und weiß, dass ich dieses Jahr einen gewaltigen Schritt nach vorne gemacht habe. Und was soll ich zu dem Zitat sagen? Soll van Basten doch mal den Arjen Robben fragen, wie der mich sieht."

... seinen misslungenen Versuch, bei der WM 2010 Linksverteidiger zu spielen: "Das war in meiner ersten Saison nach meinem Aufstieg ein Cut und in dem Moment nicht ganz einfach. Inzwischen sehe ich das ganz locker. Ich habe jetzt auf einer anderen Position den Durchbruch geschafft."