Deutschlands Ersatztorhüter spricht über Facebook und gemeinsame Einheiten mit Portugals Star

Hamburg/Danzig. Wenn heute um 13.35 Uhr der DFB-Tross in Frankfurt Richtung Danzig abhebt, ist mit Hannovers Ron-Robert Zieler auch einer dabei, den nur wenige Experten auf dem Zettel hatten. Zum Einsatz wird der Torhüter aber wohl nicht kommen.

Hamburger Abendblatt:

Herr Zieler, Sie haben hart dafür gearbeitet, als Torwart Nummer drei bei der EM dabei zu sein. Warum eigentlich? Spielen werden Sie höchstwahrscheinlich nicht.

Ron-Robert Zieler:

Es ist eine Ehre, bei einer EM dabei zu sein. Außerdem bringt mich jedes Training auf diesem Topniveau weiter. Ich spiele mit Spielern, die zu den besten Fußballern in Deutschland, ja in der Welt, gehören. Um es mal klar zu sagen, ohne dass ich damit irgendwas Negatives über Vereine oder die Liga sagen will: Das Training in der Nationalmannschaft ist teilweise auf einem höheren Niveau als ein normales Bundesligaspiel.

Sie gehören zu den Spielern, die Ihre eigene Facebook-Community pflegen. Müssen Sie sich bei der EM einschränken, nachdem Internetaktivitäten der Nationalspieler während des Turniers vom DFB kritisch beäugt werden?

Zieler:

Es stimmt schon, dass wir ein paar Regeln zu Facebook und Twitter bekommen haben. Aber diese Regeln hätte ich gar nicht gebraucht, für mich ist doch selbstverständlich, dass ich keine internen Dinge übers Internet ausbreite. Mir geht's darum, mit den Fans im Austausch zu sein. Ursprünglich habe ich auch nur deswegen damit angefangen, weil es eine gefälschte Facebook-Seite von mir gab, auf der ein Typ in der Ich-Person irgendwelche Dinge aus meinem Leben verbreitet hat.

Wie viele Facebook-Freunde haben Sie?

Zieler:

Ich müsste gerade die 10 000er-Marke geknackt haben. Gar nicht so schlecht, wenn man bedenkt, dass ich erst im Januar damit angefangen habe.

Tippen Sie mal, wie viele Freunde Cristiano Ronaldo bei Facebook hat.

Zieler:

Das ist eine tückische Frage, zumal ich mich mit ihm natürlich überhaupt nicht vergleichen darf. Aber ich schätze mal, ein paar Millionen Fans dürfte er schon haben, oder?

Mehr als 44 Millionen Menschen haben seinen "Gefällt mir"-Button geklickt. Im ersten Spiel treffen Sie auf ihn. Kennen Sie ihn noch aus Ihrer Manchester-Zeit?

Zieler:

Wahrscheinlich kennen ihn Mesut Özil und Sami Khedira mittlerweile sehr viel besser, aber ich kann mich schon an ihn erinnern. Öffentlich wird er ja immer nur als der extrem selbstbewusste und arrogante Showbusiness-Fußballer dargestellt. Aber innerhalb eines Teams ist er anders, völlig unkompliziert. Natürlich ist er selbstbewusst, davon lebt er ja, aber er kann sich auch gut in eine Gruppe einbringen.

Haben Sie schon damals gedacht, dass er mal einer der besten Spieler der Welt werden würde?

Zieler:

Er war auf jeden Fall schon damals unglaublich talentiert. Aber viele vergessen, dass er sich nie auf seinem Talent ausruht, sondern sehr hart dafür arbeitet, besser zu werden. Er ist besessen davon, der Beste zu werden.

Haben Sie ein Beispiel?

Zieler:

Damals war ich ja in Manchester nur Nachwuchstorwart. Er hat mich dann häufiger nach dem Training der Profis ins Tor beordert, um noch mal extra Freistöße zu üben. Und nach dem Freistoßtraining hat er sich häufig auch noch einen Ball genommen, um Techniktraining zu machen. Von nichts kommt nichts! Er gilt zu Recht als einer der Besten der Welt. Ich bin mal gespannt, ob er sich noch an mich erinnert, wenn wir am Sonnabend aufeinandertreffen. Aber ich war auch noch sehr jung.