Am Dienstag steht Herthas Mitgliederversammlung an – Präsident Gegenbauer droht zu stürzen – „Schlachtfest kommt mit mir nicht infrage“

Berlin. Es war Trainer Otto Rehhagel, der in dieser Saison den recht martialischen Ausdruck von der „Entscheidungsschlacht“ nach Berlin gebracht hat. Die meisten dieser entscheidenden Schlachten hat der von Rehhagel befehligte Hertha BSC jedoch verloren, zuletzt jene in der Bundesliga-Relegation gegen Fortuna Düsseldorf. Verloren wurde auch der juristische Epilog infolge der chaotischen Schlussphase beim 2:2 im Rückspiel. Nach zwei Instanzen vor der Gerichtsbarkeit des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) steht Hertha ziemlich sicher und endgültig als Absteiger in die 2. Bundesliga fest.

Die Spieler sind bereits in den Urlaub geschickt worden. Den erschöpft wirkenden Klubbossen steht die nächste Entscheidungsschlacht aber schon an diesem Dienstag bevor: Bei der Mitgliederversammlung im Kongresszentrum am Funkturm ist die Wahl eines neuen Präsidiums der herausragende Punkt der Tagesordnung; der Begriff „Richtungswahl“ beschreibt nur unzureichend die Tragweite der von den Mitgliedern zu treffenden Entscheidung. Denn nach dem Sturz in Liga zwei droht Hertha als nächstes Führungslosigkeit. Wenn die Basis es so will, steht Hertha nach Dienstag ohne Präsident da - und infolgedessen mit großer Wahrscheinlichkeit sehr schnell auch ohne Manager.

Denn Präsident Werner Gegenbauer, einziger Bewerber für das höchste Amt im Klub, pokert hoch. Er hat erklärt, nur für maximal einen Wahlgang zur Verfügung zu stehen. Und er hat sein Schicksal mit dem von Manager Michael Preetz verbunden. An ihm will Gegenbauer trotz dessen Verantwortung für zwei Abstiege aus der Bundesliga binnen zwei Jahren festhalten. Das „Schlachtfest“ mit Preetz, das seinem Empfinden zufolge weite Teile der Basis begehen möchten, „kommt mit mir nicht infrage“, sagte Gegenbauer.

Mit einem Kunstgriff will Gegenbauer die erwarteten rund 3.000 Mitglieder mehrheitlich für sich begeistern. Mit Verve haben sie vor den DFB-Gerichten dafür gestritten, dass der sportliche Absteiger Hertha doch noch eine allerletzte Chance auf Rettung erhält. Nun will Gegenbauer die Mitglieder darüber abstimmen lassen, ob Hertha jetzt den Gang vor das Ständige Schiedsgericht für Lizenzvereine und Kapitalgesellschaften im Profifußball in wagen soll.

Die Erfolgsaussichten dort sind nach den Urteilsbegründungen der ersten Instanzen gering. Und so steckt hinter dem Gedanken der Mitgliederbefragung auch weniger der Wunsch nach Basisdemokratie, als vielmehr taktisches Kalkül von Gegenbauer und Preetz. Sie werden es vor den Mitgliedern so darstellen, dass sie seit dem Relegations-Rückspiel am 15. Mai pausenlos dem Wohle des Vereins gedient hätten, während ihre Gegner plumpen Wahlkampf betrieben.

Diese Gegner wollen vor allem Preetz stürzen, was angesichts der Bilanz seiner Amtszeit noch nachvollziehbar erscheint. Aber ebenso wie ein konkret benannter Nachfolger für den erfolglosen Manager fehlt ihnen ein Gesamtkonzept, wie Hertha mittelfristig wieder bessere Perspektiven haben soll. Insofern stehen Gegenbauers Chancen auf Wiederwahl trotz aller Kritik nicht schlecht.

Nicht täuschen lassen dürfen er und seine Gefolgsleute sich von der sachlichen Atmosphäre bei einer Dialogveranstaltung mit rund 600 Fans am vergangenen Donnerstag. Die Mitgliederversammlung dürfte im Vergleich dazu turbulenter und ruppiger verlaufen. Denn der Frust über einen der unnötigsten Abstiege der Bundesliga-Geschichte könnte den einen oder anderen dazu verleiten, für einen Neuanfang zu stimmen. Wie auch immer der aussehen mag. (dapd)